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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0021 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 21 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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gegen seine Mündung in den Yang tse kiang auch bei Niederwasser recht rasch und machte den fünf Burschen, die sich den Tag über an einem langen Bambustau vor das Boot spannten und es so westwärts den Fluß hinaufzogen, tüchtig zu schaffen. Dabei sah man zunächst hinter Hankow bei dem niederen Wasserstand von Ende Februar vom Boote aus wenig. Nur die Mastspitze ragte über die steil und eng in den Alluviallehm geschnittenen Uferränder hinaus. Um so mehr konnte ich mich über mein hübsches Heim freuen und dachte mit

Grausen an das schmutzige Lastboot, das Herr und Frau Filchner und ich das Jahr vorher hatten bewohnen müssen. Wir waren eben damals drei Neulinge im Reisen in China, und das Reisen in China ist eine besondere Kunst, in der man nie auslernt.

Mit meiner kleinen Bibliothek, vor einer großen Eisenpfanne mit glimmenden Holzkohlen, über den Rücken meinen molligen Pelzmantel, hatte ich ruhige, schöne Tage, in denen ich mich von den Strapazen der eben zu Ende gegangenen Expedition erholen und mich vor allem zu meiner neuen Unternehmung sammeln konnte. Und was war nicht alles nachzuholen an Zeitungen und Büchern, für die ich auf der Rückreise von der Filchnerschen Expedition und während der Vorbereitungszeit in Schanghai noch wenig Muße gefunden hatte. Auch zur endgültigen Teilung meines Gepäcks konnte ich jetzt schreiten. Ich bedurfte einer möglichst leichten Ausrüstung für meine Sommerreise an den Hoang ho und an die mongolische Grenze ; die für die tibetische Reise bestimmten Sachen, die Reserve- und Tauschartikel, das Zelt, die Gewehre und Patronen, zusammen etwa 800 kg, mußten für die direkte Beförderung auf der Hauptstraße nach Lan tschou fu, der Hauptstadt der Provinz Kan su, die ich mir als Basis ausersehen hatte, so verpackt werden, wie es der Transport erst auf Maultieren und dann auf zweiräderigen Karren verlangt.

Als Diener hatte ich zwei Kan su-Leute bei mir, die mich von Lan tschou fu an die Küste begleitet hatten und nun wieder mit mir in ihre Heimat zurückkehren wollten. Sie hatten Hankow und Schanghai und die Dampfschiffe ge-

sehen, von denen sie vorher so viel Wunderbares vernommen. Täglich erzählten sie sich noch das Geschaute und — was es koste, und jeder hatte sich ein paar Andenken von der Küste mitgenommen, jeder auch ein gut wattiertes Sterbekleid für seine Mutter, denn beiden lebte diese noch. Nach chinesischen Anstandsbegriffen waren sie also sehr brave, j a Mustersöhne, die ihre Mutter ehrten, wie es Sitte und Recht verlangt. Der eine, Yang, war mein Koch, er hatte uns auf der Hoang ho-Reise nach Tibet begleitet. Ehe er damals in unseren Dienst trat, war er Flickschuster, Hausierer in Äpfeln, alten Stiefeln, altem Eisen gewesen, auch hatte er schon einmal als Pferdeknecht bei einem Offizier und als Kellner in einem chinesischen Gasthause gedient. Er zählte jetzt 24 Jahre. Der andere, Ma mit Namen, war mir in Lan tschou fu von einem protestantischen Missionar als Perle aufs beste empfohlen worden und schien auch wirklich für mich ganz hervorragend geeignet zu sein. Er war tatsächlich der Neffe eines Generals und der Sohn eines Offiziers und jahrelang als Sekretär im Nië taiya men 1) angestellt gewesen. Wie er mir sagte, ging er mit mir, um Schanghai und die Welt zu sehen ; er sei im letzten Mohammedaneraufstand, als er seinen

1) Niö tai = Gerichtspräsident einer Provinz unter dem alten Regime. Ya men = Amts- und Wohngebäude der chinesischen Mandarine.

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