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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0257 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 257 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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und ich stand im Zelteingang. Hageldicht fielen zwar die Hiebe auf mich nieder, aber sie schadeten nichts. Ich war j a dick angezogen. Die große Kälte war mein Glück. Sehen konnte ich nichts. Rabenschwarze Nacht war's draußen und ich war noch geblendet von dem Feuer im Zeltinneren. Es war aber bitter ernst; es ging ums Leben, ich fühlte es. Von drei Seiten sauste es auf mich ein. Ein wuchtiger Hieb durchschlug mir meine drei Mützen. So hat es mich nie auf der Mensur gehascht! Das war Armhieb ! Warm tropfte es mir jetzt über das Gesicht. Tat aber nichts, daß das Blut die Augen verklebte. Zum Greifen nahe standen j a die Gegner. Es brauchte auch nur wenige Schuß aus der Pistole und weg war die ganze grausige Erscheinung. Spurlos waren die Räuber wieder in der Finsternis verschwunden.

Meine Diener krochen jetzt eben erst langsam aus dem halbzusammengestürzten Zelte und suchten ihre Wagen. Sie hatten des Sandes wegen die Gewehre aufrecht an die Zeltstangen gebunden. Es dauerte eine Weile, bis sie diese los hatten. Der Kampf jedoch hatte nur Sekunden gedauert.

Wo mochte aber nur der Hsië dia sein? Wo die Pferde und die Yak? Da wo diese vorher angebunden gestanden hatten, war der Platz leer. Auch der am Tage zuvor gekaufte Hund war samt seiner Leine verschwunden. Dagegen stolperten wir schon vor dem Zelte, zwischen den Piketpfählen, über eine Leiche, die mit gezücktem Schwert auf dem Boden lag. Ist es am Ende der Hsië dia? Doch der Hsië dia hat keinen so schönen Pelzrock wie dieser Tote; auch ist es sein Schwert nicht.

Ich rannte weiter auf die nächste Düne zu, um nach dem Hsië dia und nach den Pferden zu suchen, da gellt aufs neue das wild lachende Kriegsgeheul. Vom See her stürmt jetzt eine lange Linie auf das Lager zu. Scharf heben sich die einzelnen Körper vom Schnee ab, zwischen 25 und 30 Mann ! Wie rasend stürzten sie aufs neue auf die Zelte und hieben dort blindlings drauf los. Zum Glück war jetzt niemand mehr drinnen. Unter den Schlägen stürzte das Küchenzelt rasch vollends zusammen und der Sturmwind griff wieder frisch in das Feuer, die Silhouetten der Räuber wurden damit ganz deutlich.

Tschang war der einzige, der um mich war, von meinen anderen Dienern war nichts zu sehen. Wir beide waren nur wenige Schritte von den Zelten und gaben instinktiv Feuer auf die Räuberbande. Doch auch diesmal rasselten die beiden Pistolen nicht lange, nach wenigen Schuß schon verschwanden die Schatten hinter den nächsten Dünen in der Finsternis. Wieder war es ruhig. Nur fern vom Teich her war die Stimme meines Koches Liu zu hören, der angstvoll meinen Namen rief und stoßweise herausbrüllte, daß ein Tibeter ihm auf dem Rücken kniee und ihm sein Gewehr zu entreißen suche. Als ich dorthin gekommen war und noch diesen Angreifer verscheucht hatte, traf mich aus der Dunkelheit heraus etwas schwer auf den Kopf, daß ich in den Augen Funken zu sehen glaubte. Es war aber nur stumpf oder flach gewesen. Jedoch müde war ich

daraufhin geworden, müde, meine Beine trugen nicht mehr!    

Als ich wieder zu mir kam, lag ich quer über einem Sattel. Auf der einen Seite hingen meine Füße, auf der anderen meine Arme und mein Kopf hinunter, und mich fror entsetzlich. Es dauerte eine gute Weile, bis ich mich zurechtfand; ich konnte mich auch nicht bewegen, denn ich war festgebunden. In der Nähe hörte ich flüstern, ob von Freunden, ob von Feinden, war lange nicht zu entscheiden. Endlich kam jemand zu mir. Gottlob ! Es war Tschang. Und der

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