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0219 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 219 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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zu bezahlen, verkaufen dürfen, geht von hier aus auf Schleichwegen weit nach China hinein.

In Ts`aba trennte mich nur noch ein nicht sehr breiter, aus Schiefern, Gneisen, Graniten und Porphyr zusammengesetzter Gebirgsrücken von dem Tale des Hsi ning ho. Dieser Bergzug entspricht dem des Kwan schan und Hsin lu schan bei Lan tschou fu, von denen ich schon oben sprach.

Im Gebiet des Hsi ning-Flusses ging es wiederum zwischen lößbedeckten, roten Tonbergen zum Ort Ping tschung yi und dann durch die sogenannte Hsiao hsia (kleine Klamm), beides Orte, an denen im letzten Mohammedanerkrieg große blutige Zusammenstöße stattfanden.

Am 25. Dezember war ich in der Stadt Hsi ning fu. Ein hübsches, wohl schmutziges, aber doch heimeliges Gasthaus war bald gefunden, und den Abend durfte ich bereits bei Mr. und Mrs. Ridley verleben, den englischen Missionaren der China-Inland-Mission, denen schon so viele Tibetreisende zu Dank verpflichtet sind. Mit zwei Knaben von fünf und drei Jahren und seinem reizenden, damals halbjährigen Töchterchen lebte das tapfere Ehepaar wieder ganz allein unter den Chinesen in der rauhen Grenzstadt, in der es schon 1895 während der schrecklichen, vier Monate währenden Belagerung durch die Mohammedaner zusammen ausgehalten hatte. Der letzte Europäer, den Mr. und Mrs. Ridley vor meiner Ankunft gesehen hatten, war ein halbes Jahr zuvor durch Hsi ning fu gekommen. Einen großen Weihnachtsbaum fand ich in ihrem einfachen Chinesenhaus, und ich durfte an jenem Abend sogar als „Grandfather Christmas" mit langem, weißem Bart, mit Stock und Rute und einem wohlgefüllten Sack erscheinen und mithelfen, den Kindern eine heimatliche Weihnacht zu verschaffen. Ich hätte mir dies den Abend vorher auch nicht träumen lassen, als ich noch in finsterer Nacht, in dem trockenen, schneidenden Hochgebirgswind, bei 15 ° Kälte auf meinem Pony saß und endlich eine Hütte fand, an deren Tor wir lange pochen mußten, ehe wir Einlaß bekamen.

In Hsi ning fu hatte sich natürlich nichts verändert, seit ich es im November 1904 zusammen mit Herrn und Frau Filchner verlassen hatte. Chinesische Städte ändern sich überhaupt wohl wenig. Nur den kleinen Krieg, der am Hoang ho unterhalb der Stadt Kue de ting gerade geführt wurde, hatte es mittlerweile gegeben und die Gemüter der Städter waren die ersten Tage nach meinem Eintreffen noch nicht ganz beruhigt. Ein ängstlich erwarteter Hinrichtungsbefehl von Peking war eben eingelaufen und man köpfte jetzt draußen vor dem Westtor auf kaiserlichen Befehl einige Führer der Gegenpartei, einen vornehmen Salaren und ein paar tibetische Häuptlinge und Lamas. Es war dies eine große Sache wegen der Bedeutung der Personen. Viel Volk war von nah und fern zu dieser Schaustellung zusammengeströmt, und die Soldaten, denen die Hinrichtung befohlen war, hatten große Angst. Sie liefen absichtlich während der Vorbereitungen aufgeregt hin und her und währenddessen schlug einer, bei dem man das Richtschwert vorher gar nicht bemerken konnte, die Köpfe ab, ohne daß man sehen konnte, wer es wirklich getan hatte.

Von der Stadt Hsi ning ist nicht viel zu sagen. Es ist eine Chinesenstadt wie die anderen. Ist man ehrlich, so gesteht man auch, daß es in dem ganzen großen Reiche der Mitte kein einziges wirklich schönes Wohngebäude gibt. Hsi ning fu hat nur eine „schöne" Stadtmauer; diese ist hier auch sehr nötig. Die Stadt hat — wie schon kurz erwähnt — erst 1895 eine viermonatige Be-

   

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