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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0352 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 352 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Ich hatte mein Silber in Papierpaketen von bestimmtem Gewicht mitgebracht und unvorsichtigerweise war in das Einwickelpapier ein kleines Stück einer englischen Zeitung gekommen. Das Unglück wollte es weiter, daß hiervon ein Fetzchen, nur so groß wie ein Fingernagel, auf den Boden fiel und dem Akka des Häuptlingszeltes unter die Augen kam. Dieser begriff, daß es weder tibetische, noch chinesische, noch auch mongolische Schriftzeichen waren. Um die gleiche Zeit etwa war mein Karabiner verdächtig geworden. Dieser kam einigen bekannt vor. Auch meine dünne Nase fiel wieder auf. Kurz, mein Inkognito wurde gelüftet. Man hatte mich als Europäer erkannt.

„Was tut dies denn," sagte ich zu meinen zwei betrübt dreinschauenden Dienern, „die Tibeter haben ja jetzt gesehen, daß wir Europäer keine Bösewichter sind, daß ich ihre Sitten und Gebräuche achte?"

„Herr," fiel mir mein Schuhmachermeister ins Wort, „als wir heute in einem Zelte Tee tranken, hörte Me zwei junge Burschen sich darüber aufhalten, daß ein Ni gar (zu deutsch : Helläugiger, also ein Europäer), den sie im letzten Winter am Kuku nor droben überfallen hätten, dasselbe Gewehr und dieselbe Nase gehabt hätte wie du."

Meine Spannung verbergend, fragte ich möglichst ruhig : „Und woher stammten jene zwei Tibeter?"

„Es waren Tschebts`a-Tibeter, die gleich hinter jenem Hügel dort im Süden wohnen und mit den Ts`anern befreundet sind."

„Hast du noch Näheres von dem Überfall erfahren?"

„Jener Helläugige vom Kuku nor hat dreißig Tschebts`a-Leute mit einem Verlust von vier Toten heimgeschickt. Drei Mann waren so schwer verwundet, daß sie, zu Hause angekommen, ihren Wunden erlegen sind. Zu allem Unglück ist es noch den Amban-Dolmetschern zu Ohren gekommen, wer den Europäer überfallen hat. Die Familien der Tschebts`a mußten noch obendrein für den mißglückten Überfall mehrere hundert Tael Silber an den Dolmetscher bezahlen, um wieder nach Kue de auf den Markt gehen zu dürfen.

Die Tschebts`a und die Ts`aner haben zusammen zwei- bis dreihundert Zelte und beide Stämme haben geschworen, jeden Europäer, dem sie in der Steppe begegnen, ihren Verlust büßen zu lassen. Darum dürfen wir nicht zugeben, daß du ein Europäer bist, sonst schlagen sie dich und uns tot. Es ist ein großes Glück, daß du in Kue de deinen Bart abrasiert hast und jetzt tibetische Kleider trägst, denn die Tibeter sagen, der Mann am Kuku nor habe einen langen, gelben Bart und gelbe Haare gehabt. Seine Kleider waren ganz sonderbar und verschieden von den deinen. Sie haben ihn am Tage vor dem Überfall ganz genau angesehen."

Ich wagte nicht, meinen Leuten zu gestehen, daß ich sogar der nämliche Mann sei, der diesen Angriff abgeschlagen hatte. Ich wollte sie nicht noch mehr ängstigen. Ich fürchtete, daß sie mich verraten könnten, um ihre eigene Haut zu retten. War ich aber wirklich erkannt, so galt es, keine Minute zu verlieren. Wir benutzten die Abwesenheit der Männer. Zu den Frauen, die bei uns im Zelt geblieben waren, sagten wir, wir wollten der Kälte wegen unsere Pferde satteln. Einmal im Sattel, wußten wir uns gerettet. Ich trug ja dieselbe Mauserpistole, die am Kuku nor die Bande verscheucht hatte, auch heute unter meinen Kleidern versteckt.

Als wir aber vor das Zelt traten, stürzten wütend die Hunde auf uns los und machten einen solchen Höllenlärm, daß die Männer ihre Beratung unter-

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