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0322 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 322 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Um die Mittagszeit fanden sich während der Festwoche Tag für Tag auf einer etwas abseits gelegenen Wiese die Besitzer und Liebhaber von Pferden zusammen und veranstalteten dort Pferderennen, d. h. jeder der Konkurrenten

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wollte den raschesten Paßgänger haben. Harttraber zeigten sich nie dabei,

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jauchzendem und gellendem Rufen und Schreien des Reiters, angetrieben von

   dessen kurzer, gerade vorgestreckter Peitsche, im Paß- oder Schaukeltrab,   O.

   dieser für unser Gefühl so unschönen Gangart (immer gleichzeitig links vorn —   d~

   links hinten, rechts vorn — rechts hinten), seine Rivalen schlug, dann nur war   1~

   der Beifall allgemein. Alles schrie dann vor Freude und Begeisterung mit und   011

   die Bekannten und Freunde empfingen den glücklichen Besitzer des sieghaften   06

Rosses mit hochgehaltenen Daumen und erhoben das Pferd und die Klugheit

   seines Reiters in den Himmel. Wieder und wieder mußte er sich zeigen und die   01-nur etwa 400-500 m lange Strecke zwischen den meist auch berittenen Zu-   ;MÌ

schauern in fliegendem Paß abreiten und sich mit Neuangekommenen messen. Fiel das Pferd nur einmal in Galopp, so wurde gleich getadelt und die vorher weniger glücklichen Pferdebesitzer hatten die Lacher und Schreier wieder auf ihrer Seite. Die Reiter, Tu ren, aber auch Tibeter und Mohammedaner hatten wie alle zentralasiatischen Reitervölker ganz kurz geschnallte Bügelriemen, so daß der Unterschenkel fast horizontal am Leibe des Pferdes anliegt.

Auch Steinwerfen und Ringen um die Wette gab es, ganz wie bei den alten Mongolenfesten, von denen uns schon Marco Polo berichtet. Aber auch der berühmte Schnaps von Wei yüan bu kam zu seiner Geltung und Würdigung. Rings um den Festplatz sammelten sich Gruppen von Frauen und Männern, vor allem die Jugend. In Landsmann- und Talschaften scharten sie sich je um

   ein Krüglein mit Gerstenschnaps zusammen (Tafel LIII). Mädels und Buben   I'

hockten bunt durcheinander auf der Erde. Wieder und wieder machte das Krüg-

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sie wären nur verlacht worden. Auch Galoppieren galt allgemein wie bei allen ostasiatischen Reitervölkern als eingroßer Fehler. Nur wenn eines der stäm-

migen Ponys auf der kurzen Strecke zwischen der schaulustigen Menge unter

lein die Runde unter ihnen und dabei sangen sie uralte Volkslieder von der Liebe,

von den alten Königen und Kämpen und ihren Heldentaten. Auch noch bei Nacht war wenig Ruhe in und um den Ort. Jeder Raum meines Gasthauses war gefüllt und zwar meist von junger Mannschaft. Bei einem der landesüblichen, schwelenden Öllämpchen drängten sie sich in ihren dicken Schafspelzen dutzendweise um die vom Wirt aufgestellten Kohlenbecken, sangen bis in den Morgen hinein mehrstimmig mit schwermütig ausklingenden Trillern und Jodlern, und kicherten und lachten und verspotteten den, der es nicht gut konnte. Sie waren alle fröhlich wie die gutmütigsten und besterzogenen Kinder. Es war immer lange nach Mitternacht, wenn allmählich ein Sänger nach dem anderen verstummte. Mädels und Buben lehnten dann schlaftrunken aneinander und blieben so, bis die Sonne sie wieder zu neuen Scherzworten aufweckte.

Es war aber sehr schwierig für mich, den Tu ren näher zu treten. Sie hielten sich scheu vor mir zurück, wichen mir aus, wo immer sie mir begegneten, und viele bekundeten mir offenkundig die größte Verachtung. Wie den Tibetern, so war auch ihnen der Fremde unheimlich und erschien ihnen als ein äußerst gefährliches Wesen, das mit Tod und Teufel in naher Beziehung steht. Sie hatten bis damals erst ganz wenige, ja viele oder die meisten überhaupt noch keinen Weißen gesehen und vollends keinen in unserer westländischen Kleidung.