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0303 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 303 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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G

Totenköpfen und war mit viel Silber und Gold geschmückt. An seinem Hinter-

kopfe flatterten lange farbige Seidenschärpen, von den Spitzen seiner Hörner

züngelten goldene Flammen. Die Mongolenfürsten, ich und der Kambo ließen

ihm einen großen Khádar und etwas Silber überreichen. Die beiden Dummen

Auguste befestigten die überreichten Schärpen an seinen Hörnern, während

viele Tibeter ihm einen Ko tou machten. Dann, in der linken Hand eine große

Seemuscheltrompete mit einem Khádar und einer Fangschnur (Schleuder), in

der rechten eine Keule mit einem Totenkopf schwingend, hopste und sprang

;   auch dieser Götze, der gefürchtete Herr der Toten, in dem Hofe herum, nicht

viel besser als ein vermummter Südseeinsulaner. Bald folgten ihm noch acht-

,,;   zehn ähnlich aussehende Scheusale, die in der linken Hand meist das Schädel-

dach eines Menschen hielten, in der rechten einen dreikantigen Dolch, Purbu,

schwangen. Nach langem Umhertanzen, Drehen und Schaukeln im Takte der

1) 1722-1735. Es scheint die Rebellion des S. 190 erwähnten Lobzang Dandsin gemeint zu sein, doch ist die Eroberung von Tibet von 1719 damit verquickt.

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Zimbeln, wobei die über und über seidegestickten Brokatgewänder gleißend in

der Sonne schillerten, setzte sich endlich der Totengott auf den kleinen Teppich

t

in der Mitte des Platzes, nahm ein langes Messer zur Hand, stach der aus Tsamba-

teig geformten menschlichen Figur ins Herz und zerschnitt sie darauf in lauter

kleine Stücke. Währenddem hatten sich alle die achtzehn anderen Teufels-

li   die Hirschköpfe, Yakköpfe, Tiger-, Löwen-, Affen-, Geiermasken im

Kreise um den König und Herrn des Totenreiches gelagert. Langsam im Takte

sich drehend verschwanden nach dieser Zeremonie und nach einem neuen

Reigen um den ganzen Hof die wilden Gestalten im Theatertempel. Drei neue

Hirschköpfige tanzten nochmals, immer rasender, immer wilder mit ihren

Geweihmasken schlagend, endlich waren auch sie verschwunden. Die reichen

Gewänder, die glitzernden Masken, die sonderbaren Bewegungen gaben inmitten

der bunten Zuschauermenge bei dem in den Augen beißenden Weihrauch ein

ganz einzigartiges Bild. Hätte die Aufführung nicht über zwei Stunden gedauert,

so hätte man an irgend einen Spuk glauben können (Tafel XLVI).

Still, ohne Beifall, ohne besondere Bewegung hatte das Volk zugesehen.

Die einzelnen Tänze dauerten sehr lange, wollten schier nicht enden. Als der

Abt den Festplatz verlassen hatte, zerstreute sich das Volk wieder. Die Mönche

aber mit dem Abt an der Spitze versammelten sich noch zu stundenlangen

Gebeten in der Du kang-Halle.

Frägt man nach dem Sinn dieser Aufführung, so können die wenigsten

eine Erklärung geben. Einige Lama, die ich aushorchte, sagten mir nur : „Die

menschliche Figur auf dem großen Holzteller stellt den Herzog Mien vor, der

zu Kaiser Yung Tscheng's Zeit 1) hierher kam und Nordosttibet eroberte, während

gleichzeitig Herzog Yo über Se tschuan nach Lhasa zog. Mien gung ye war

ein sehr grausamer Eroberer. Er hat die acht damals in Gum bum wohnenden

Hutukhtu zu sich kommen lassen und zu ihnen gesagt: ,Da ihr ja Götter sein

wollt und als Götter alles zu wissen vorgebt, so sagt mir, wann ihr sterben

werdet.' ‚Morgen,' antworteten die Hutukhtu. ,Nein, heute,' schrie sogleich

der Herzog und ließ ihnen alsbald vor seinen Augen den Kopf abschlagen.

Und der böse mandschurische Herzog lachte dazu aus vollem Halse und sagte:

,Götter müssen wissen, wann sie sterben, das kann man von den Göttern ver-