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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0412 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 412 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Tierchen wie ein Wiesel mit den großen Hunden um die Wette den Hasen nach und trieb die Murmeltiere bis in die tiefsten Stellen ihrer Höhlungen. Auf die Yakochsen und auf die Pferde hatte die lange Rast die beste Wirkung ausgeübt, sie waren so munter und frisch geworden, daß das Beladen sich recht schwierig gestaltete.

Ich hatte H` an mit der Weisung ausgeschickt, er solle nachsehen, wie es sich am besten im Tschürnông-Tale weiterreisen lasse. Er hatte mir die denkbar schlechteste Auskunft gebracht. Mit den Ochsen sei nur wenig weiterzukommen, die Schlucht allzu steil eingerissen. Der Weg gehe auf der anderen Talseite. Infolge der Monsunregengüsse war der Fluß stark angeschwollen und die Schwierigkeiten und Gefahren beim Übersetzen waren damit noch vermehrt.

Ich verließ das Tschürnông-Tal und folgte der Seitenschlucht, in der wir lagerten, aufwärts. Nach einigen Stunden überschritten wir einen mäßig hohen Sattel und reisten in einer Parallelschlucht weiter nach Nordwesten. Herrlich geformte Berge erhoben sich zu beiden Seiten. Im unteren Teil fußten sie in frisch grünen Matten, die Gipfel aber strahlten in blendendem Weiß. Wo die Schlucht sich nur etwas erbreiterte, sahen wir Reste von Nomadenlagern. Es mußten hier während des eben vergangenen Winters zahlreiche Menschen gelebt haben. Jetzt waren Antilopen, Murmeltiere und Hunderte von Hasen die alleinigen Herren.

Mit Da Tschang war ich wieder wie früher der Karawane vorausgeritten, nach dem Wege spähend, meinen Karten- und meinen anderen Aufnahmen nachgehend, als wir zur Linken auf einem schmalen Berggrat einige Berittene erblickten. Sie hoben sich als scharf geschnittene Silhouetten vom Himmel ab. Kaum hatten uns die Reiter bemerkt, ließen sie ein wildes „Juchu !" erschallen.

Auf dem höchsten Punkte des Grates war ein großer Steinhaufe, ein Lab (r)tse, zu erkennen. Davor angekommen, glitten die Reiter von ihren Pferden, steckten die Reitpeitschen, an denen die Fangleinen ihrer Pferde befestigt waren, als Pikettpfähle in die Erde, errichteten im Handumdrehen einen kleinen Steinaltar und entfachten eine offenbar mitgebrachte Glut darauf. Jetzt ging ein Tuten dort oben los. Eine große Meermuschel hatte der eine an den Mund gesetzt und ihr Töne entlockt, die Ochsengebrüll vortäuschten. Der zweite und dritte rief dabei in alle Windrichtungen Berggeisternamen, ließ Wolleflöckchen fliegen und streute zahllose bedruckte Papierfetzchen (tibet. : sLong rschda, geschr.: rlung rta, s. Abb. 18) in den Wind. Es war der Gottesdienst, den reisende Akka von einem kleinen Kloster bei Dankar zur Feier des Vollmondtages abhielten, denn es war gerade der 15. des Monates nach dem tibetischen Kalender. Sie waren auf der Reise zu den Wansch däch` tseidia-Tibetern, bei denen sie den Sommer über für ihr Kloster milde Gaben zu sammeln hatten. Die Wansch däch` tseidia hatten hier im Winter ihre Herden geweidet. Alle Klöster von Amdo schicken solche Abgesandte zu den Nomaden zur Seelsorge. Das Kloster Gum bum allein sendet jährlich viele Hunderte aus. Die Geschenke, die diese Sendlinge heimbringen, dienen zur Deckung der Verwaltungsunkosten des betreffenden Klosters.

Als wir weiterritten, begegneten wir im Grunde des Tales dem Troß der Priester, die auf dem Berge geopfert hatten, einer kleinen Yakkarawane, die Lebensmittel und Handelswaren trug.

Unser Lager 30 war in 3900 m Höhe, gehörte aber immer noch in den Strom-

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