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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0320 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 320 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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herabreicht. Dieser Kaftan ist von blauem Baumwollstoff genäht und im Winter bei großer Kälte wattiert; er wird an den Hüften durch einen roten, wollenen Gürtel zusammengehalten, an dem drei Handtücher herabhängen, ein grünes, ein weißes und ein rotes. Doch damit ist der Kleiderbedarf und zumal die Farbenfreude der Tu ren-Frauen keineswegs befriedigt. Den Oberkörper bedeckt noch eine blaue Baumwolljacke mit weiten Ärmeln, die quer der Breite nach aus grünen, roten und blauen Tuchstreifen zusammengenäht sind, und auf denen schwarze, gelbe usw. Streifen und Bänder aufgesetzt sind. Die Füße stecken in über und über buntbenähten Tuchstiefeln, deren Schäfte bis an die Waden reichen, und auf dem Kopfe sitzt noch ein Modebauwerk von den allergroteskesten Formen und Ausmaßen. Je nach dem Stamm und dem Tal um Wei yüan bu sind es mehr oder minder große Hauben mit riesigen orangeroten Quasten daran, mit einem Mittelstück wie ein Sattel, von dem nach den Seiten zu sich erbreiternde Messingspangen laufen (Tafel LV). Es werden im ganzen 13 Variationen unterschieden. Als Laie in Hutmoden fielen mir besonders drei Arten in die Augen, die ich sammelte und photographierte. Bei den Tu gu h`ung-Frauen besteht der Kopfputz aus einem metallenen Dreizack, der senkrecht aus dem blauschwarzen Haar emporsieht, und den Rücken hinab werden die Haare auf einem Brettchen aufgespannt, das mit einem horizontal vom Körper abstehenden runden, mit bunten Perlen und Kaurimuscheln bedeckten Teller endigt (Tafel LIII). Dieser Teller hat 20-25 cm Durchmesser. Um sich selbst dann noch schöner und farbiger zu machen, malen die jungen Bäuerinnen auf ihre breiten, von der kräftigen Gebirgssonne tief dunkel gebräunten Mongolenwangen eine kreisrunde rote Scheibe. So stehen die Bilder, die sich auf den Messen von Wei yüan bu dem Auge bieten, an Buntheit und Farbenpracht denen vom Tempelfest in Gum bum nicht nach.

Das Hauptfest der Tu ren ist zu Anfang des zweiten chinesischen Monats jeden Jahres und fällt in die Tage, wenn die während der kältesten Jahreszeit erstarrten Flüsse eben wieder aufzugehen anfangen, aber ehe die Feldarbeit beginnt; es ist zugleich das Jahresfest der Mutter Erde. Während 8-10 Tagen kommen die Tu ren, aber auch noch viele andere Bewohner der Umgegend hier mit ihren Frauen und Kindern zusammen, um zu trinken, zu singen und zu spielen. Man versammelt sich auf einer Festwiese im Süden vor den Mauern des Städtchens neben alten chinesischen Gräbern. Ein großer Tempel in rein chinesischem Stil steht dort mit zwei hintereinanderliegenden Höfen, neben ihm noch ein zweiter, kleinerer Chinesentempel, errichtet für die Manen von Chinesen, die in der letzten Rebellionszeit gefallen sind. Mehrere hundert Mann waren 1896 vor Wei yüan bu in einen Hinterhalt gefallen und ohne Ausnahme von den Dunganen im Nahkampf — es war ja fast immer Nahkampf — erschlagen worden. Jetzt sind ihre Namen, Mann für Mann, auf kleine hölzerne Täfelchen geschrieben, die auf einem langen, tischartigen Lehmaufbau an der Rückseite des Tempels aufgestellt sind. Ein junger Mann hatte mit mir zusammen diesen Tempel betreten. Er steckte vor einem der schmalen Holztäfelchen zwei dünne Weihrauchstäbchen in Brand und machte dreimal einen Ko tou davor. Es waren die Manen eines nahen Verwandten, die er damit ehrte. Noch vor vielen anderen Täfelchen brannten Weihrauchkerzchen.

Das Fest von Wei yüan bu selbst macht auf den Beschauer einen sehr weltlichen Eindruck. Um die Opfergaben, um die Kuchen aus Weizenmehl, die

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