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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0130 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 130 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Gerade dem Fluß entlang setzte eine wirtschaftliche Verdrängung, eine

„friedliche" Eroberung durch die Chinesen ein. Der gewöhnliche Mann geht dort, kaum durch das Prestige seiner Rasse und ein paar Soldaten geschützt, voraus, ein Heer von Beamten kommt hinterdrein, um, sobald einmal die Mühe lohnt, zu verwalten und zu besteuern. In diesen westlichen Gegenden und zumal an der großen Nordwestecke des Hoang ho, wo der Fluß oft sein Bett gewechselt hat, besitzt China noch ein wahres Mesopotamien 1).

Die Erschließung dieser fruchtbaren und leicht bewässerbaren Gebiete leidet bisher nur an den wenig großzügig angelegten Kanälen, an den viel zu schwächlich gebauten Schleusen. Bis heute ist das Land noch der Ausnützung durch einzelne Chinesen überlassen geblieben, die sich nur zu kleinen Gruppen vereinigt haben, um ihre Ländereien, die sie den Mongolen zuerst abgepachtet und später „abgekauft" haben, mittels eines Kanals in Ackerland zu verwandeln. Was dort Regierungsvertreter erschlossen haben, geschah bis jetzt stets in selbstsüchtiger Absicht. Die hohen Beamten suchten mit ihrem Geld und ihrem Einfluß nur für sich billiges Land zu erwerben. Die Art der Erschließung und Kolonisierung wirft nach dem, was ich aus verschiedenen Quellen darüber erfahren habe, ein eigentümliches Licht auf den friedlichen Charakter der Chinesen, mit dem sich j a dieses Volk und voran seine Literaten immer so gerne den Europäern gegenüber brüsten. Es geht dabei sogar sehr, sehr barbarisch zu. Ein chinesischer Millionär, dem ein Nachbar sein Gut nicht verkaufen wollte, bewaffnete seine Arbeiter, überfiel mit ihnen seinen Landsmann und zwang ihn, das gewünschte Gut zu einem lächerlich billigen Preis abzugeben. Es war das Stadtgespräch in Bau tu, daß er dabei den Überfallenen des Augenlichtes beraubt hatte. Gestraft wurde er aber nicht. Er hatte an den Ya men des Tatarengenerals in Kuei hoa einige tausend Tael geschickt, und die Sache war wieder in Ordnung, der gegen ihn angestrengte Prozeß wurde niedergeschlagen.

Wenige Kilometer südlich der Stadt Bau tu, an der Fähre von Lan bai tse, setzte ich am 2. September über den Hoang ho (Tafel XXIX). Das Aus- und Einladen und die Überfahrt gingen ziemlich rasch vonstatten. Nach dreiviertel ständigem Treideln flußaufwärts und um eine Schilfinsel herum waren wir nach einer weiteren halben Stunde schon drüben, so daß ich nach 21/2 Stunden Aufenthalt bereits wieder unterwegs war. Die Flußbreite betrug nicht ganz einen Kilometer, scheint aber ziemlich stark zu wechseln. Die Maximaldifferenz des Niveaus bei Hoch- und Niederwasser beträgt 1-2 m.

Ich zog ziemlich genau südlich weiter, nach dem Ordos-Land, das ich von Nord nach Süd zu durchqueren beabsichtigte. Durch die Liebenswürdigkeit des Tatarengenerals in Kuei hoa war mir hierzu ein besonderer Paß ausgestellt worden. Ich hatte auch sonst im Gegensatz zu meiner bisherigen Reise größere Vorbereitungen treffen müssen. Im eigentlichen China hatte ich beinahe täglich die nötigen Vorräte für Tier und Mensch kaufen können. Jetzt sollte es tief in die Mongolei, in das „ts`ao ti", das Grasland, hineingehen. Die Verpflegungs-

1) Nordwestlich von Bau tu befand sich eine groBe protestantische Mission, die sich in erster Linie die Christianisierung der Mongolen zur Aufgabe gemacht hat. Auch sie hat im Jahre 1900 ungeheure Verluste erlitten und hat hier wie die katholischen Missionen nach dem Krieg von der chinesischen Regierung als Sühne für das zu Unrecht vergossene Blut ausgedehnte Ländereien erhalten.

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