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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0272 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 272 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Für denjenigen, welcher die Verkettung der Ursachen und Wirkungen kennt, gibt es weder Sein noch Nichts.

Sakyamuni Buddha.

VI.

Im Kloster der hunderttausend Bilder.

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Am 15. Tage des I. chinesischen Monats, also am Schlusse der Neujahrsfestlichkeiten, findet im ganzen Reich der Mitte das sogenannte Laternenfest statt, bei dem ein jeder abends Haus und Hof mit möglichst vielen bunten Laternen behängt. Vom 10. ab arbeiteten alle Ya men-Knechte Hsi nings an der Beleuchtung und an den Lampenständern für die öffentlichen Gebäude. Zum Laternenfest war ich nach dem tibetischen Kloster Gum bum geritten. Die dortige Feier ist seit vielen Jahren schon in ganz Zentralasien berühmt und ist auch unleugbar eines der eigentümlichsten Volksfeste, das die Menschheit feiert. Tausende reisen alljährlich von weit her, nur um diesen Festtag, die große sMonlam tschenbo-Feier der reformierten Lamaisten 1), in dem Kloster zu erleben. Im Grunde ist es ein Laternenfest wie in China. Als Brennmaterial für die Lampen dient aber Butter. Die vielen Lampen sind etwas Nebensache geworden und riesige Reliefs, ganz aus Butter gefertigt und von Butterlampen beleuchtet, spielen dabei jetzt die Hauptrolle. Da alles aus Butter ist, so ist das Fest von Europäern auch „Butterfest" genannt worden. Im Chinesischen und Tibetischen hörte ich dieses Wort jedoch nicht anwenden. Für die Chinesen insbesondere bilden die Lampen (die „deng") immer noch die Hauptsache. „Yang sien seng, Ta ör se kan ,deng` lai leao !" („fremder Lehrer, kommst, in Gum bum 2) die Lampen zu sehen!”) grüßten mich deshalb unterwegs Hunderte von Chinesen, als ich vier Tage vor dem Feste von Hsi ning fu aus in Begleitung eines offiziellen Dolmetschers, der mir vom Amban-ya men mitgegeben worden war, das breit-

1) Während dieser Festtage versammeln sich alle Gelug ba-Mönche, um zusammen ihre smonlam-Gebetsammlung zu lesen. Diese Feier wurde 1408 von Tsong ka ba eingeführt.

2) Das Kloster Gum bum heißen die Chinesen Ta ör se, was etwa mit „Türmchenkloster" übersetzt werden kann. sGum bum gomba, wobei der s-Laut nur leicht anklingt, heißen es die Tibeter. Geschrieben wird dieser Name s Gum bum im Tibetischen als skuhbum; dies heißt auf deutsch: hunderttausend Heiligenbilder. Es ist das „Kloster der hunderttausend Heiligenbilder".

Gomba oder geschrieben dgon ba ist die tibetische Bezeichnung für unser deutsches Wort Kloster. Das Wort bedeutet ursprünglich „Waldeinsamkeit" oder -einsiedelei, und deshalb sollen auch heute noch alle Klöster von Dörfern und Städten entfernt liegen und haben möglichst mehr oder minder künstliche Wäldchen in ihrer Umgebung.

Aus diesen beiden Beispielen ist gleichzeitig zu ersehen, daß man im Tibetischen nicht genau so schreibt, wie man spricht. Die heutige nordtibetische Umgangssprache hat viele Konsonanten abgeschliffen und oft andere fast regellos eingefügt. Aus diesem Grunde ist es auch so sehr schwer, die tibetischen Ortsnamen richtig zu schreiben.

Im Gegensatz zu den vielen früheren Reisenden schreibe ich Gum bum und nicht Kum bum. Da „k", der erste Buchstabe im tibetischen Alphabet, in ganz Osttibet nicht wie unser deutsches k, sondern wie g ausgesprochen wird, und das tibetische g, der dritte Buchstabe, sich dort einem ng im Laut nähert, scheint mir diese Schreibweise für das Deutsche zweckmäßiger oder jedenfalls ähnlicher klingend.

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