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0283 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 283 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Wenn man von dem oben genannten Messeplatz bei Lusar 1) das Kloster

betritt, so ist man auf dem Hauptweg, der dem Talgrund auswärts folgt. Um

das Kloster gegen böse Einflüsse zu behüten, ist darum dort auch ein besonders

wirksamer Schutz aufgebaut. Es hat den Mönchen nicht mehr genügt, ein

„Obo" oder „Lab rtse" zu errichten, wie ich eines auf dem Wege fand, den ich

gekommen war. Sie haben über ein freistehendes Tor noch ein großes „Tschorten"

gebaut, d. h. einen sogenannten „Reliquienschrein" im Stile der indischen

„Topen" 2). Folgt man hinter diesem Tore der Straße weiter talaufwärts, so

steht noch ein größeres Tschorten rechts und etwas höher als die Straße. Dieses

wird vom Volk ganz besonders verehrt und zählt zu den großen Heiligtümern

des Klosters. Nachdem man an einem alten Befestigungsturm vorbeigekommen

ist, findet man auf einem großen freien Platz unten im Talgrund acht solcher

Tschorten in einer scharf ausgerichteten Linie dastehen, eines so groß wie das

andere und eines dicht neben dem anderen. Alle sind weiß getüncht und aus

Backstein und Lehm gebaut 3).

An diesen Platz mit den acht Tschorten grenzen im Westen die Gung kwan-

Gebäude der chinesischen Beamten. Ihnen gegenüber liegt ein Gebäude, in dem

für arme Pilger auf Klosterkosten Tee und Suppe gekocht wird, und dahinter

folgt ein kleiner, hübsch mit grünglasierten Ziegeln ummauerter Garten mit großen

Sträuchern. Das Tor zu diesem Garten steht den ganzen Tag offen. Betritt

man ihn, so erblickt man hinter dem Eingang einen großen Stein, der mit Butter

über und über beschmiert und von frommen Pilgerhänden mit Kupfergeld-

stücken beklebt ist. Auf diesem Stein soll die Mutter Tsong ka ba's ihren Sohn

geboren haben. Hinter dem Stein, vor einem kleinen Tempel voll mäßig großer

Buddhabilder, steht ein üppiger großer Busch, der sich nach allen Seiten aus-

breiten konnte. Er war natürlich um diese Jahreszeit blätterlos. Die Rinde des

Stammes hing in Fetzen herab. Das ist der heilige Tsandan-Baum, der sogenannte

russischen Manufakturen stammt und den die Mongolen von Kalgan und Kuei hoa tsch`eng herbeischleppen. Jener hat den Zoll in Hsi ning und Lan tschou zu passieren und ist deshalb viel teurer als der Tschuan tsch`a. Die Stücke sind alle 5 Cättie schwer und in acht verschiedenen Sorten vorhanden, die im Preise zwischen 1,4 und 1,8 Tael schwankten.

  1. In diesem Ort wohnen neben einigen kleinen chinesischen Beamten und Offizieren chinesische Kaufleute und die Schlächter für das Kloster.

  2. Sanskr.: stupa, tibetisch geschr.: mtsch`od rten. Sie sind oft Reliquienschreine, oft aber auch nur zur Erinnerung an irgend einen Heiligen errichtet und dann mit Tausenden von aus Ton gestempelten Buddhabildern oder auch mit „Ts`a ts`a gefüllt, d. h. mit Tonfigürchen, die selber wieder die Form von Stupas zeigen und je ein oder drei Gerstenkörner enthalten. Die Tschorten sind in ganz Tibet und in der Mongolei fast gleich. Ein würfelartiger Sockel von quadratischer Grundfläche verjüngt sich nach oben zu in Stufen und wird von einer blasenartigen, oben abgeflachten Kuppel überragt. Aus dieser steigt ein langer und dünner Hals mit 13 Segmenten empor. Ein manchmal vergoldetes kronenartiges Gebilde gibt den Abschluß. Diese Krönung zeigt noch allerlei Symbole, darunter solche, die an Sonne oder Mond erinnern. Die Tschorten entsprechen auch vielfach den Pagodentürmen der Chinesen in ihrem Zweck, böse Einflüsse und Gespenster von einem Ort fernzuhalten.

Ursprünglich sind wohl alle Tschorten Grabmonumente gewesen. In manchen Gegenden Tibets, so in Kin tsch`uan, aber auch bei Dankar ting werden auch ganz gewöhnliche Laiengräber in einer Form gebaut, die an die Tschorten erinnert.

  1. Östlich von diesem Platz liegt ein kleiner künstlicher Teich, denn jedes Kloster soll einen Hain und einen See in seiner Nähe haben.

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