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0359 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 359 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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schlechten Ernten in die Hände der wucherischen Mönche geraten waren und

vor dem Ruin standen. Gerade die Führer der Bewegung schuldeten den

Mönchen ungeheure Summen nach zentralasiatischen Vermögensbegriffen. Sie

hofften durch die Rebellion von ihren Peinigern loszukommen oder zum

mindesten einen Ablaß zu erhalten.

Die Mönche von Dunkur sind kleine Lebenskünstler. Ihr Heiligtum steht

an einem wahrhaft idyllischen Ort. Dem Tempelgebäude gegenüber liegt ein

kleiner Tannenwald am Berghang. Das Kloster steht 3100 m über dem Meer

und weit und breit findet man sonst nur Weidengebüsch erhalten, das wenig

höher als 1 m über den Boden sich erhebt. Dieser Tannenwald gehört zu dem

Heiligtum. Seine Ruhe darf nicht gestört werden. Hasen und Murmeltiere

haben darin in großer Zahl ihr Heim aufgeschlagen. Niemand ist es erlaubt,

die Tiere zu jagen, denn nach der lamaistischen Lehre vom Zyklus aller

Wesen können Seelen nach dem Tode gezwungen sein, in Tiere zu fahren,

d. h. als Tiere wiedergeboren zu werden, weil sie den Versuchungen der Welt

nicht standhielten. Sie brachten es also während ihres Menschenlebens nicht

weiter zur Vollkommenheit und Heiligkeit, sondern sie dienten rückwärts, und

man glaubt, daß diese armen Seelen meist nicht erst weite Reisen machen,

sondern gleich in der Nähe wiedergeboren werden. Ein alter Priester zeigte mir

ein kleines Murmeltier, das sich unweit von seinem Haus einen Bau gegraben

hatte, und versicherte mich allen Ernstes : „Das ist mein Bruder gewesen, bevor

er starb. Er war Priester dieses Klosters und hat zur Strafe für seine Ver-

fehlungen in diesen Tierkörper ,wechseln` müssen."

Am 20. April, d. h. am 28. des III. tibetischen Mondmonats, besuchte ich

das Kloster Dunkur, weil an diesem und an den folgenden Tagen ein Jahr-

markt dort stattfand und das Volk aus der ganzen Umgebung zusammen-

geströmt war. Man trank, betete und amüsierte sich königlich dabei. Auch

Chinesen von unten aus Dankar und Hsi ning hatten sich eingefunden; diese

waren freilich nur als Krämer und Garküchenbesitzer gekommen. Zu den

tibetischen Festen zieht den Chinesen nicht sein Glaube, sondern sein Geschäfts-

sinn. Der Chinese glaubt nicht blindlings wie der Tibeter alles, was die Lama

sagen. Wohl ist auch er Buddhist, wohl ist der Chinese der Grenze im Glauben

und ebenso in der Lebensführung und in den Sitten oft auffallend dem Tibeter

ähnlich, ja vielfach scheint sich die tibetische und chinesische Bevölkerung -

zumal da, wo beide Ackerbauern sind — enger zusammengehörig zu fühlen

als die Chinesen und Mohammedaner, die sich ihrerseits ständig hassen und

verachten. Es besteht aber, was den Charakter betrifft, schon gleich an der

Grenze ein gewaltiger Unterschied auch zwischen Chinesen und Tibetern. Der

Chinese ist viel skeptischer und kritischer veranlagt. Er zeigt bewußt den ver-

feinerten Kulturmenschen. Selbst der einfachste chinesische Landarbeiter fühlt

sich als Angehöriger einer bevorzugten Rasse, eines großen und reichen Staates.

Diese höhere Kulturstufe hat aber viele Sorgen mitgebracht, die der Tibeter,

der „fan tse", der Wilde oder Barbar, nicht kennt. Der Chinese zeigt sich schon

immer wie der Europäer stolz auf tausend Kleinigkeiten, die ihn aber alle zu-

sammen nur plagen. In dem viel schwereren Kampf ums tägliche Brot hat

die Mehrzahl der Chinesen gegenüber dem Nachbar die natürliche Schlichtheit

und Harmlosigkeit eingebüßt. Die Tibeter, voran die Nomaden, genießen

weit mehr in ihren Freuden. Bei keinem Fest in China sah ich je so viele lustige

dow

+1

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