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0196 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 196 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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die allgemeine Aufsicht über die Zivil- und Militärverwaltung von Sehen si und den ungeheuren zentralasiatischen Gebieten unter sich hatte, die von den Chinesen Sin kiang (spr. : Hsin Tschiang), d. i. „Neues Grenzgebiet", genannt werden und das ganze chinesische Turkistan und die Dsungarei (Ili) umfassen. In Hsi ngan fu, der uralten Reichshauptstadt, saß seit dieser Zeit nur ein Gouverneur, ein Fu t` ai oder Hsün fu für Sehen si.

Lan tschou fu ist also eine administrativ sehr wichtige, wenn nicht die wichtigste Stadt Zentralasiens geworden. Sie gehört zu den wenigen Plätzen, die während der großen Mohammedanerkämpfe von 1862-1873 dem Kaiser verblieben sind, als in Turkistan unter dem Sarten Yakub Beg ein unabhängiges islamitisch-türkisches Reich entstanden war und in Kan su sowohl das zwei Tagereisen westlich von Lan tschou fu gelegene Ho tschou, als auch Kin tse pu, die im letzten Kapitel genannte Oase von Tung fu hsiang, Zentren einer großen islamitisch - chinesischen Insurrektion geworden waren. Daß es den mohammedanischen Insurgentenführern nicht gelungen war, diesen Knotenpunkt zu besetzen, erleichterte dem Generalissimus Tso ts`ung tang die Zurückeroberung der jahrelang für China verloren gewesenen Provinzen.

Nur einmal in den jahrhundertelangen Streitigkeiten gelang es überhaupt den Mohammedanern, durch die Tore der Stadt hereinzubrechen, aber auch da (1781, wie die Chronik von Lan tschou schreibt) konnten die Hui hui von Ho tschou und die Salaren sich nicht lange darin halten. Es hat den Mohammedanern in China in allen ihren Kämpfen an weitsichtigen Führern gefehlt und die Politik, die sie trieben, scheiterte stets an ihrer Ziellosigkeit und an kleinlichem Egoismus, an der Habsucht des einzelnen.

Die Stadt Lan tschou fu ist von einer für chinesische Begriffe nur mäßig starken Mauer umgeben, die freilich für die mit kurzen Piken und Schwertern bewaffneten Banden der mohammedanischen Mollah ein achtunggebietendes Hindernis bedeutet haben mag. Die Stadt liegt nach meinen Beobachtungen 1520 m ü. d. M. I). Sie liegt im oberen Teil einer viele Kilometer langen und breiten, fruchtbaren Alluvialebene, durch die der Hoang ho zumeist auch breit dahinfließt. Südlich und westlich der Stadt steigen ganz nahe den Umfassungsmauern von Löß überzogene rote Tonberge auf, die in den Mohammedanerkriegen des 19. Jahrhunderts befestigt wurden. Von dem nördlichsten, gegen den Fluß hin äußersten Punkte dieser Bürge ist die Ansicht der Stadt aufgenommen, die auf Tafel XLIII deren Lage wiedergibt.

Die Stadt Lan tschou fu bedeckt kein großes Areal (s. meine kartogr. Ergebnisse Teil I Blatt 27). Die eigentliche Stadt hatte enge Straßen mit einem unsäglich zerfahrenen Pflaster, in dem ganze Steinplatten fehlten, an dem niemand etwas reparierte, so daß ich es immer zu den größten Qualen rechnete, in einem der federlosen zweirädrigen Wagen auszufahren. Es gehörte aber nun einmal bei den Chinesen zum guten Ton, innerhalb der Städte im Wagen Besuche zu machen. Man saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem dünnen Kissen, hielt sich links und rechts krampfhaft an dem Holzgitter des Wagens fest und sah durch einen schwarzen schleierartigen Vorhang hinaus auf die Straße. Wie wenn bei uns ein Kutscher bei einer Toreinfahrt un-

1) Michaelis 1473 m; Potanin 1495 m; Kreitner-Loczy 1594; Rockhill 1. Reise: 1669 m ( ? ) ; 2. Reise: 1575 m; Grenard 1494 m; Filchner 1600 m ( ? ).

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