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0217 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 217 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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schaffte der Kaiser Rat. Er lieB im Palaste große Theaterfestlichkeiten veranstalten, bei denen nur Frauen zusehen durften. Die Mohammedaner aber, die in einem Hinterhalt lagen, stürzten sich während des Stückes plőtzlich auf die Chinesinnen und jeder konnte sich eine oder zwei davontragen. Als die Chinesen die Mädchenräuber beim Kaiser verklagten, bezahlte dieser alle die geraubten Mädchen und ermahnte beide Teile, künftighin zufrieden und glücklich zusammenzuleben. Und seither leben die Chinesen und Mohammedaner „einträchtig" zusammen. „Die Krüge aber," so schloß mein Gewährsmann, „welche sich in jedem mohammedanisch-chinesischen Haushalte finden, haben noch heute die Form der Kanne des Tang-Kaisers bewahrt."

Es war ursprünglich meine Absicht gewesen, von Hsün hoa an wieder dem Hoang ho aufwärts zu folgen. Oberhalb der Stadt ist der Fluß bald wieder ganz eng zwischen steile Hänge eingeschlossen, und bald hat man das Salaren-und Mohammedanergebiet überschritten und ist in einem nur von Tibetern bewohnten Gebirgslande, das wild zerrissen und schluchtenreich ist und in dem nur ganz selten noch ein von chinesischem Militär besetzter fester Platz sich befindet. Auch dort schon schalten und walten die Tibeter nach ihrem Gutdünken, führen nach Herzenslust Kriege miteinander und fallen über Karawanen her. Nur in der Tang-Zeit, im B. Jahrhundert, muß es eine Zeitlang anders gewesen sein und müssen die Chinesen hier in größerer Zahl gesessen haben. Aus jener Zeit finden sich viele größere Stadtruinen mit dicken hohen Lehmwällen. Man sagte mir allerdings, diese Städtereste an der Grenze stammten von tibetischen Fürsten her. Es wird jedenfalls schwer sein, Genaueres über diese Frage zu erfahren. Auch ein Kenner wie Rockhill hat hierüber nicht viel zu erzählen gehabt.

In Hsün hoa erfuhr ich, daß es zurzeit unmöglich sei, jene Gegenden zu durchreisen. Das ganze Jahr über war dort ein größerer Krieg geführt worden und einige der tibetischen Bergfesten und Bandenführer hatten nur mit Hilfe der von Lan tschou fu herbeigerufenen Gebirgsartillerie bezwungen werden können. Obwohl von chinesischer Seite zwei Generale im Felde standen, war es nicht gelungen, das Land zwischen Hsün hoa und Kue de ting wirklich vollkommen zu pazifizieren. Ich beschloß deshalb, auf der Hauptstraße nach Hsi ning weiter zu reisen und überschritt den Hoang ho auf der 6 km oberhalb von Hsün hoa befindlichen Fähre. Es war dies ein aufregendes Schauspiel. Nicht weil der Fluß große Schwierigkeiten gemacht hätte. Die Strömung des klaren und grünlich gefärbten Flusses war zwar recht rasch ; vor allem war j a die Jahreszeit weit vorgeschritten, mächtige Eisschollen trieben den Fluß herab und ein breiter Eisrand faßte die beiden Ufer ein. Auch war es für die Tiere sehr schwer, von dem schlüpfrigen Eis über den hohen Bordrand zu springen. Aber allzuviele Reisende wollten die Fähre benützen. Keinerlei Ordnung gab's. Jeder suchte seinen Gaul oder seinen Esel in das Boot zu zerren. Nicht wer zuerst kam, sondern wessen Tier am raschesten über die Bordwand ins Schiff sprang, der nahm in der Fähre Platz. Da meine Tiere sehr gewandte Springer geworden waren, kam ich glücklich mit. Eingeklemmt zwischen Türken, Chinesen, Mongolen und Tibetern, die teilweise von Schmutz und Ungeziefer starrten und alle zumal schreien mußten, ging's über den Fluß. Es war der dreizehnte Ort, an dem ich mich über den Hoang ho setzen ließ. Noch weit vom jenseitigen Ufer saßen wir auf einer Untiefe auf. Ein eiskalter Wind fegte das Tal entlang , es hatte mehrere Grade unter Null, und alles Schimpfen und Stemmen half nichts, wir saßen fest. Erst mußten die Pferde ins Wasser. Als

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