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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0444 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 444 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Wie auf alle Dam-Mongolen, so ist auch auf den Barun-Dsassak (Tafel LXXV) selbst kein Verlaß. Das Mehl, das ich ihm schon droben im Wulasetä-Tal bezahlt hatte, war, als ich nach Barun kurä kam, noch immer nicht gemahlen und ich mußte noch zwei Tage warten, bis ich es in Empfang nehmen konnte. Es wurde von alten Frauen und Witwen mit Handmühlen gemahlen.

Eine Menge Krüppel und Bettler trieben sich, ohne Unterlaß ihr „Om mani padme hum" murmelnd und an ihrem Rosenkranz zupfend, im Hofe des Dsassak umher. Leute, die dem Dsassak Tribut brachten, gingen aus und ein, und meine Begleiter staunten nur immer, wie unterwürfig die Mongolen ihrem Herrn gegenüber sich benahmen. Während ein Zelttibeter sich seinem Häuptling gegenüber nur wenig ehrerbietig zeigt, ist der gewöhnliche Mongole streng an eine Etikette gebunden. Er darf sich nie mit gekreuzten Beinen in Gegenwart seines Fürsten niederlassen, er muß das rechte Knie beugen und in einer halb hockenden, halb knieenden Stellung verharren. Wenn nicht zum Sitzen aufgefordert, bleibt er mit geschlossenen Beinen aufrecht stehen. Sein Schwert muß er in die linke Hand nehmen und darf es nicht wie sonst quer im Gürtel stecken haben.

Die Mongolenfürsten haben unvergleichbar größeres Ansehen als die tibetischen Nomadenhäuptlinge. Ich habe schon von dem Vorkaufsrecht der Fürsten gesprochen. Der Dsassak ist außerdem noch der Besitzer des ganzen Landes, er verteilt alljährlich die Weideplätze und auch den Kulturboden unter seine Untertanen und erhält dafür seinen Zehnten an Vieh und Getreide. Er verlangt weiter von jeder Familie mehrere Frontage, die die Reicheren durch weitere Tributlieferungen ablösen können. Er seinerseits fühlt sich nur den Priestern gegenüber verpflichtet, er unterhält ständig einige Lama und gibt große Geschenke an die Klöster. In vielem bildet der Dsassak die einzige Bezugsquelle für seine Untertanen. In seinen Speichern in Barunkurä hatte er große Vorräte aufgestapelt. Ich sah da Pulo von Schigatse, Lammfelle aus Lhasa, nepalesische Amulettbüchsen, indische Pfauenfedern, kaschmirischen Safran, indische Datteln und Kokosnüsse, tibetische Hirschgeweihe und Moschusbeutel, daneben amerikanische Baumwollstoffe, Dankarstiefel, Tee und die vielen Kleinigkeiten, die der Chinese den Nomaden des Hochlandes liefert.

Während meines Aufenthalts wurde im Hofe des Dsassak eine riesige Filzyurte errichtet, die an die 10 m Durchmesser maß. Darin versammelten sich die Stammeslama zum Kandyur-Lesen (Tafel LXXIX). Daneben wurden mit dem Spaten tiefe Löcher ausgehoben, in denen für die Lama und für die zahlreichen Besucher, die sich während der Zeit dieser Gebetrezitationen einstellten, kübelweise Tee und eine dicke Gerstenschleimsuppe gekocht wurde.

Unter den Besuchern war auch Dowe, der 1889 Rockhill nach K`am begleitet hatte. Sein Augenleiden, das kurz nach der Reise mit Rockhill ausgebrochen war, war mittlerweile so schlimm geworden, daß er fast nichts mehr sah. Auch zwei Begleiter Kozlows auf seiner Reise nach K`am besuchten mich und boten mir ihre Dienste an. Sie forderten aber eine solch außerordentlich hohe Bezahlung, daß ich sie nicht mitnehmen konnte. Sie erzählten prahlend, als ob sie die Retter gewesen wären, von dem Angriff, dem Kozlows Karawane unweit von Tsiamdo ausgesetzt war und bei dem 32 Tibeter gefallen sein sollten 1). Im Jahre 1900 bildete eben der Hof des Dsassak von Barun das

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1) Siehe hierzu Kozlow, Mongolia i Kam. St. Petersburg 1905, Bd. H.

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