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0099 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 99 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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„Was sollen wir am Leben,” so klagte sie. „Sie werden uns doch alles nehmen! Die anderen sind zu mächtig und zu reich!"

Es hatte nämlich in Lin einen großen Rechtsstreit gegeben, den der Gemahl

entschieden hatte. Die verurteilte Partei hatte nun — ohne daß der Beamte darum erfuhr — ihn in der Hauptstadt der Provinz der Bestechlichkeit angeklagt. Die Beweise, vielleicht auch die klingende Münze der verurteilten Partei waren so schwerwiegend, daß die eben geschilderte Verhaftung vom Niö tai, dem Provinzrichter, verfügt worden war.

Von Lin hsien eine kleine Tagereise nach Nordwesten liegt der Tse kin schan

und Dang du schan. Mit dichtem Buschwald bedeckt erhebt sich diese Berggruppe in steilen Felsen, die teilweise aus Granit, meist aus jüngerem, teilweise sogar trachytischem Eruptivgestein bestehen. Auf den Gipfeln stehen Tempel (Tafel XXIV ), die auch im„ Gewölbestil" gebaut sind, und jährlich im dritten Monat findet dort oben eine große Messe statt. Dann drängen sich Tausende um ein Plätzchen, von dem aus die Theateraufführungen in dem engen Hof vor dem Tempel zu sehen sind.

Bei meinem Besuch aber war es herrlich ruhig dort oben. Nur die vielen,

vielen chinesischen Götterbilder, die Hauptgötter, die man überall trifft, glotzten mich von allen Seiten an: der Ts` u se ye mit einer Schildkröte, um die sich eine Schlange windet; ein tausendarmiger Buddha; Mi to ye, Maitreya oder der Lachgott 1) ; aufrecht stehend mit gefalteten Händen, in einer Rüstung und mit langem Gewand wie eine Jeanne d'Arc der Gott Hu fa ye; Yü wang ye und der Ortsgeist; der Berggeist; auch der Strohsandalengott fehlte nicht. Dieser war einmal ein Kaiser, der unsichtbar durch sein Reich reisen konnte und darum alles wußte, was darin vorging. Er war der erste, der die Strohsandalen der Chinesen verfertigte. Noch viele andere stehen dort oben auf der Höhe. „Wer kennt denn alle unsere Götter?" meinte der Tempelhüter. Er war ganz ärgerlich ob solch einer Zumutung. Wie so oft in China waren taoistische und buddhistische

Figuren kunterbunt durcheinander gemengt.

Es ist diese Berggruppe eine hohe isolierte Warte. Um Hunderte von Metern das übrige Bergland überragend, läßt sie — selbst lößfrei — ringsum tief unter sich das staubige Lößland. Die engen Schluchten mit den senkrechten Wänden,

die Pfeiler und Orgeln und messerdünnen Mauern, die sich immer im Löß in den Talrissen finden, treten, von der Höhe gesehen, zurück. Gegenüber den gerundeten Kuppen erscheinen diese nur noch wie die Runzeln in der Haut eines Dickhäuters. Nirgends ist jedoch ein Fleckchen eben. Alles ist tief zernagt von den stets heftig auftretenden Gewitterregen der Sommermonate. Und dies Land aus Staub und gelber Erde scheint unabsehbar, grenzenlos nach Westen weiterzugehen und nach dorthin ganz schwach anzusteigen.

Im Osten allein fühlt sich das Auge etwas angezogen. Dort zieht in 40 km Entfernung in drei unter sich parallelen und scharf geschnittenen Ketten (mit N 20 ° 0-Streichen) das Randgebirge, der Abschluß der Schen si- und OrdosSandsteinscholle vorbei, der Rand, den wir beim Drachentor kennen gelernt haben. „Wie heißen die Berge dort?" fragte ich den sonst intelligenten Tempelhüter auf dem Dang du schan. „Weiß nicht," lautete wie gewöhnlich seine Antwort, „bin noch nicht dort gewesen." Gebirgskettennamen sind beim Chinesen-

 
 

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1) mi lo fo oder auch Dickbauchbuddha genannt.

 
   

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