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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0203 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 203 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Inlandschecks sind kleine, briefartige, chinesische Schreiben ohne irgend ein europäisches Zeichen darin. Sie lauten j e auf ein bestimmtes Gewicht Silber

mit einer bestimmten Unzengröße und sind auf beliebige Namen ausgestellt.

Die meinigen waren an die „Wechselgesellschaft zum glücklichen Treffer" in Lan tschou fu gerichtet und von deren Agenten in Schang hai für einen mir

unbekannten Herrn Li ausgestellt. Der deutsche Direktor der Filiale Hankou

der deutsch-asiatischen Bank hatte mir einst auf Grund von Erkundigungen bei seinem Comprador') erklärt, daß diese Gesellschaft eine Winkelbank sei.

Der Direktor einer englischen Bank in Tien tsin aber hatte mir auf Grund ähn-

licher Erkundigungen mitgeteilt, es sei dies weitaus die größte Bank am Platze und eine, die jährlich Millionen umsetze. Ich will damit nicht etwa jene Euro-

päer angreifen, die so widersprechende Auskunft gaben — beide Herren fußten

ja auf der Mitteilung ihrer Compradoren — sondern ich will damit nur die Schwierigkeit des Verkehrs mit dem Inland zeigen. Selbst die Chinesen der

Küste wissen ja sehr wenig vom Inland. Es ist, als ob es eine andere Welt wäre.

Als ich in Lan tschou die Filiale j ener Bank betrat, fand ich in einem besseren Hause im zweiten Hof das Geschäftszimmer. Ich wurde zum Sitzen eingeladen,

es wurde mir Tee eingeschenkt und ehe ich meine Tratten präsentiert hatte,

verehrte man mir zwei Birnen. Es war ein großes Zimmer. Neben dem Eingang stand der übliche über meterhohe Tonkrug mit Wasser zum Löschen bei Feuer-

bränden, überall an den Wänden herum reihten sich riesige truhenartige Holz-

kisten von weit über ein Meter Breite. Auf einigen lagen Kissen und zusammengelegte Bettdecken. Man sah deutlich, die Prokuristen schliefen die Nacht

über auf ihrem Barsilbervorrat, der in den Kisten aufgestapelt war und einige

hunderttausend Tael betragen mochte. Es hingen auch Waffen an den Wänden. Man verließ sich also doch nicht ganz auf die Geldsumme, welche die Firmen von

Lan tschou fu regelmäßig an die gildenartig organisierte Diebsgesellschaft der

Stadt bezahlen. In langen Seidenröcken standen sechs Angestellte hinter den Papierfenstern an einem großen Tisch, und zwei von ihnen lasen endlose Zahlen-

reihen herunter, worauf die anderen ihre Rechenbretter klappern ließen. Der Chinese ist noch viel mehr als der Russe von diesem Instrument abhängig. Die chinesische Buchführung ist umständlich und unübersichtlich. Schon deshalb wird die kleinste Addition auf dem Rechenbrett gemacht.

„Deine Tratten lauten auf Lan tschou-Tael," sagte der Bankier, nachdem er sie angesehen.

„Nein, es ist Tsching bu ping, die Wage der Baumwollhändler"2), mußte ich erwidern.

„Es steht aber Lan tschou-Tael darauf."

„Hier steht Tsching bu ping." Ich hatte mich zum Glück gut präpariert, ehe ich das Bankhaus betrat.

 
   
   
   
 
  1. Comprador ist ein spanisches Wort und gehört zum Sprachschatz des Pidgin-Englisch. Der Comprador ist ein kreditfähiger Chinese von Erfahrung, der in China für jedes auswärtige Handelshaus unerläßlich ist. Er steht für die Zahlungsfähigkeit der chinesischen Firmen ein und kontrolliert die Richtigkeit der chinesischen Schecks und Wechsel, denn es gibt nur wenige Fremde, welche die zu dieser Prüfung nötigen Kenntnisse besitzen. Er führt dem chinesischen Publikum gegenüber Prokura, ja in vielen Handelsgeschäften ist er der chinesische Geschäftsteilhaber.

  2. Diese ist 31/2 % größer als diejenige von Lan tschou.

 
   
   

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