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0067 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 67 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Erbreiterung fand. Und es kann Stunden dauern, ehe zwei Wagen Gelegenheit haben, aneinander vorbeizukommen.

An jenem Wege nach Ho nan, 2 km etwa vor der Stadt, liegt ein altes Steintor. Um heute auf die uralte Pflasterung des Torwegs hinaufzugelangen, müssen

die Karren einen Absatz von nahezu einem halben Meter nehmen. Und es sind viele

Tausende, die jährlich diese Stelle überwinden müssen. Die Maultiere und Pferde sind schon vorher aufs äußerste angestrengt, sie keuchen, pfeifen und rohren, daß

es auf hundert Meter weit zu hören ist, aber kein Mensch verliert ein Wort darüber. Niemand denkt daran, das Übel ernstlich zu verbessern. Die Straße gehört dem Kaiser, was geht sie die Wagenführer an ! Die Maultiere gehören den Fuhrhaltern, was sollen sich die Insassen der Wagen darum kümmern! Es wird schon gehen, beruhigt sich jeder, andere sind ja auch über das Hindernis hinweggekommen.

Einen halben Tagesmarsch von Tung kwan ting westwärts liegt der große Tempel Hoa yin miao. Dicht um den Tempel stehen viele Butiken und Gasthäuser, und hiervon südlich erhebt sich mit glatten Felswänden und dräuenden Schründen der Hoa schan bis zu einer Höhe, die den Paß, den ich von Lung tschü tschai her überschritten hatte, noch um einige hundert Meter übertrifft. In bizarrsten Formen steigen im Hoa schan die Felsmauern des Tsin ling bis 2000 m über die davor liegende Ebene.

Der Hoa schan ist der heilige Berg von Schen si. Er gehört zu den fünf heiligsten Bergen von China und wird schon im Yü kung erwähnt, einer geographischen Beschreibung, die sich aus dem Jahre 2200 v. Chr. erhalten hat. Die von mir beabsichtigte Besteigung des Berges mußte leider unterbleiben. Zwei Tage lang regnete es mit kurzen Unterbrechungen und dichteste Nebel verhüllten den Ausblick. Es waren dies zwei besonders unangenehme Tage. Mein Gasthaus verdiente selbst unter den gewöhnlichen chinesischen Fuhrmannskneipen noch besonders durch das Prädikat miserabel ausgezeichnet zu werden. Der Ort war überfüllt, denn es war eine Messe hier. Von allen Seiten waren hierzu die Bauern zusammengeströmt. Diese benahmen sich sehr aufdringlich, und als ich den Tempel besuchte, war kaum durchzukommen durch die neugierige Menge, die mich anstarren wollte. Unglücklicherweise gab es darunter ein paar kleine Schreier, die mir erst Schimpfnamen zuriefen und später, mutiger geworden, eine Menge Steine nach mir warfen. Am übelsten erging es freilich meinem Diener Ma. Er hatte eine kurze, europäisch aussehende Jacke an und derentwegen erhielt er unzählige Püffe von den Bauern, zuletzt rissen sie ihm das Kleidungsstück buchstäblich vom Leibe und behandelten ihn, als habe er Landesverrat begangen. Ich sah darum vom Tempel nicht gar viel. Man steht aber hier auf einem der wenigen Plätze dieser Gegend, die während des großen Mohammedaneraufstandes verschont blieben, der um die Mitte der 1860er Jahre von dem unweit davon gelegenen Hoa tschou ausging.

Der Tempel bildet ein großes, von hohen krenelierten Mauern geschütztes Viereck, vor dem zwei alte hölzerne Monumentaltore mit schweren gelben Ziegeldächern stehen. Durch ein starkes enges Tor gelangt man in einen großen Vorhof. Dieser war zur Zeit meines Besuchs dicht gefüllt mit allerhand Gauklern, Krämern und Dioramakästen, in denen natürlich Europa nicht im schönsten Lichte erschien. Im zweiten Hof muß man auf drei zierlichen Steinbrücken über einen künstlichen Graben. Im Hintergrund steht e i n großes Tempel-

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