国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0222 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 222 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

oder kurzweg Amban, dem Nordosttibet unterstellt ist'), alle diese haben in Verbindung mit ihrem Ya men ein getrenntes Arsenal, so daß jeder von ihnen 1895 bei der Belagerung seine eigenen 500 Mann bewaffnen und auf die Stadtmauer schicken konnte. In der Stadt liegt außerdem noch eine ganze Reihe anderer Amtsgebäude. Große Gildenhäuser, vor allem die der Schen si-Kaufleute, und die gewöhnlichen Staatstempel und Schulen nehmen viel Platz weg. Da auch große Flächen im Stadtinneren unbebaut sind und noch so ausgedehnte Felder darin liegen, daß ich mir auf ihnen einige Male wilde Fasanen zum Mittagessen schießen konnte, so wird es verständlich sein, daß die meisten Reisenden die Bevölkerungszahl überschätzt haben. Wenn auch die Chinesen eng aufeinander wohnen, sie haben doch immer nur einstockige Gebäude mit weiten

Höfen.

Hsi ning fu liegt nach meinen Beobachtungen 2300 m hoch, während Hedin nur 2265 m, Grenard 2250 m und dagegen Fiichner die weitaus höchste Höhe, nämlich 2380 m dafür berechnet. Es liegt inmitten eines 2 km breiten, flachen Alluvialtales, dessen Sohle bewässerbar ist, was die relative Wohlhabenheit der Bewohner, vor allem eine große Billigkeit der Lebensmittel bedingt. Der Fleck, wo die Stadt steht, ist s t r a t e g i s c h und wirtschaftlich natürlich wieder sehr geschickt herausgesucht, nämlich gerade unterhalb eines Punktes, von dem aus nach Norden und Süden je ein gleichfalls breitsohliges Tal, mit je einer wichtigen Straße 2), von dem großen, westöstlich ziehenden Hsi ning ho-Tal abzweigt. Die Berge, welche diese Täler einfassen, sind lößbedeckt und aus den roten, horizontal liegenden Sandstein- und Tonschichten gebildet, die wir heute auf so ausgedehnten Flächen Nordwestchinas unter dem Löß antreffen und die ich nun schon so oft erwähnen mußte. Diese rötlich gefärbten Berge erheben sich bis zu 300 und 400 m über die Talsohlen und sind trostlos kahl. Die Sommerregen vermögen kaum etwas an der fahlen Farbe zu verändern. Nirgends auch nur ein Baum. Selbst die Weiden und Pappeln um die Dörfer im Tale sind rar. Große alte Bäume sieht man heute in ganz Kan su nur selten, sie sind in den vielen Rebellionen, als die Bande der Vernunft und des Besitzrechtes sich gelockert hatten, umgehauen und verbrannt worden.

Der ganze Landstrich ist regenreich und besitzt viele natürliche Hilfsquellen. Er ist eine kleine Kornkammer. Nach Lan tschou und vielen anderen Plätzen wird von hier aus Getreide ausgeführt. Der Bezirk besitzt auch einen großen, noch ungehobenen Mineralreichtum. Er zählt zu den guten Pfründen. Das beste Bild des Reichtums gibt vielleicht das jährliche Einkommen des untersten Zivilmandarins, des Hsien, das zwischen 20 000 und 30 000 Tael (1 Tael über 3 Mark, die Hsi ning-Tael sind sehr groß) beträgt. Sein regelmäßiger Gehalt ist natürlich wie immer in China nur 60 Tael, der „Rest" sind Nebeneinnahmen.

fl

H

4

  1. Der offizielle Titel dieses Beamten lautete: tsung li tscheing hai ache wu da tsch'en = Minister und Militärbevollmächtigter des gesamten Kuku nor-Bezirkes.

Er war stets ein Mandschure und hatte eine dem Vizekönig von Lan tschou beigeordnete Stellung. Von den Tibetern und Mongolen wird er immer „amban" bzw. Seling amban, d. h. Hsi ping-Minister betitelt. Das Amt wurde 1723 für die Mongolenbanner eingerichtet. Die Tibeter nennen Hsi ning Seling oder Siling mkar.

  1. Die südliche Straße führt nach dem Kloster Gum bum und der Stadt Kue de ting; die nördliche nach Dai tung und weiter nach Kan tschou fu und dem alten Y ü men, dem Tor gegen Turkistan.

172