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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0063 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 63 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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war auch in jenen Apriltagen, als ich dort reiste, noch gar wenig entwickelt. Kaum wagten Pfirsiche und Birnen einige Blüten zu entfalten. Die Gegend ist ziemlich dicht bevölkert. Größerer Hochwald ist heute nicht mehr vorbanden, nur dichte Buschwälder hüllen die meisten Berghänge ein. Zahlreiche Fasanen gab es für die Küche. Viel wurde mir auch von Panthern berichtet, die die Bewohner belästigen. Auch auf dieser Strecke wurde ich noch mehrmals durch anhaltenden kräftigen Regen aufgehalten. Die Leute hier kennen die Schrecken einer Dürre mehr vom Hörensagen. In allen Tälchen, wo es ihre primitiven Mittel nur erlauben, werden die Felder bewässert.

Infolge der reichen Gliederung in hohe Gebirgsketten und der rasch aufeinanderfolgenden Formationen war dieser Teil der Reise sehr anregend. Oft war ich in einem verwirrenden Labyrinth von Tälchen, von Zacken und Felsspitzen. Die steil und 400, ja 600 m vom Talwege aufsteigenden Berge zeigten sich unendlich zerteilt und ließen mir nur einen engen und vielgewundenen Pfad. Nirgends fand ich noch eine zusammenhängende Lößdecke, ja es kostete Mühe, da und dort am Fuß von steileren Hängen ein Fleckchen davon zu entdecken.

Am 30. April stand ich vor der Höhe des Randpasses dieses großen, ausgedehnten Tsin ling-Gebirges. Durch Wald, dann durch Dornengewirr und dichtes Bergbambusgesträuch führte mich von Süden her der letzte recht steile Anstieg. Die Natur bot hier dasselbe Bild wie viele hundert Kilometer weiter westlich an dem Tsin-Passe, den ich im Frühjahr 1904 überschritten hatte. Nur der Verkehr war hier im Osten ein anderer. Hunderte von Maultieren und Lastträgern keuchten mit mir den steilen Berg hinauf.

Es war ein nur sehr schmaler Kamm, ein Joch von 1780 m, das wenig unter der Höhe der umgebenden Gipfel blieb. Ein kleiner Tempel mit ein paar gemütlich dreinschauenden Tongötzen und daneben ein vielbesuchtes Teehaus standen für die Bedürfnisse der Reisenden bereit. Erschöpfte chinesische Lastkulis hatten auch hier viele Tausende roher, unterwegs aufgelesener Steinchen als Dank, daß sie die Höhe glücklich erklimmen durften, für den Berggeist aufgestellt. Alle Höhlungen und Felsen am Wegrande waren von solchen Votivsteinen bedeckt.

Aus dem Braun winterlicher, von dünnen Schneeflecken noch bedeckter Grasflächen, von dunklen Felsen umrahmt, grüßte plötzlich in lebensfrischem Frühlingsschmuck die um 1500 m tiefer liegende weite Ebene des Wei ho und des Gelben Flusses herauf 1).

Hinter mir blieben die wirr zerschnittenen und zerfressenen Bergzüge des Tsin ling mit den eintönig gleich hohen, wie nivelliert ausschauenden Gipfelgraten. Vor mir über wildeste Abstürze von metamorphem Gestein und Gneis blickte das Auge entzückt auf grüne Flächen, auf zahllose Orte und einen mächtigen Fluß. Aus unsicherer staubiger Ferne strömte dieser direkt auf mich zu, um bei den weitläufigen Umwallungen einer Stadt, bei Tung kwan ting, noch fern von meinem Standpunkt und noch weit ab von den starren Bergmassen des Tsin ling nach Osten abzubiegen. Ich wußte von diesem Kontrast aus Büchern, ich hatte schon einmal eine ähnliche Durchquerung des Tsin ling hinter mir, und doch, wie stand ich betroffen bei diesem Anblick ! Es war so etwas lächerlich Neues und Fremdartiges ! Denn bald übersah das

1) Chinesisch Hoang ho; hoang = gelb, ho = Fluß.

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