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0220 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 220 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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t.

lagerung ausgehalten, über die Mr. Ridley einst in einer englischen Zeitschrift ausführlich berichtet hat. Die Häuser sind wegen der Holzarmut der Umgebung

klein und nieder und vielfach nur aus getrocknetem Lehm und mit flachen

Dächern gebaut. Die Einwohnerzahl mag heute nicht ganz die Zahl 20 000

erreichen 1). Zwei Dritteile der männlichen Bevölkerung sollen in den zahllosen Amtshäusern angestellt sein, sind Soldaten oder Schreiber und Schreibergehilfen. Auch ein Fürst , ein Tu se der sogenannten Tu j en 2) , ist in der Stadt wohnhaft. Die Insignien seiner Macht stellt er jeden Tag wie ein kleiner chinesischer Beamter oder Polizeioffizier vor seiner Haustüre auf. Jedermann, der am Hause vorbeikommt, sieht zwei Kang 3) und einen Stock zum Erteilen der Bastonade, die als Strafmittel oder zur Erpressung von Geständ-

nissen Verwendung finden. So weit reicht heute noch die Macht der Li Tu se   (
ihren Untertanen, den Tu jen gegenüber. Der Ya men dieser Tu se ist sehr klein. Dicht daneben aber unter einem dreistockigen Dach (Tafel L) sitzt eine Buddhakolossalfigur aus Ton inmitten eines längst bis auf die Grundmauern zerfallenen, einst sehr weitläufigen Gebäudekomplexes. Jedenfalls stammt dieses Bauwerk aus alter Zeit (vielleicht Ming?) und ist der Tempel der Tu jen gewesen. Der Grund und Boden in weitem Umkreis um den Tempel gehört noch heute den Tu jen. Viele Einwohner von Hsi ning wollen wissen, das Gebäude mit dem Riesenbuddha sei nicht als Tempel, sondern als Palast der Li Tu se gebaut worden, als diese um die Zeit der Sung-Dynastie (11. Jahrhundert) noch unabhängig waren. Ein größerer Teil der Stadt gehört den Tu jen, die ihren Fürsten und nicht den chinesischen Beamten Steuer bezahlen.

Der Inhaber der Li Tu se-Würde in Hsi ning war ein junger Mann im Anfang der zwanziger Jahre, der ganz im Gegensatz zu seinem Vater sehr wenig Ansehen genoß. Und mit Recht! Denn er hatte in wenigen Jahren sein ganzes

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  1. Graf S z 6c h e n y i: 3000 bewohnte Häuser und 35 000 Einwohner; R o c kh i i 1, „The land of the Lamas", 1891: 30-40 000 E. Aber dies war vor der vorletzten Rebellion, die ganz besonders blutig war. H e d i n, „Durch Asiens Wüsten", Bd. II, gibt, auf Mr. Ridleys Angaben fußend, 20 000 Einwohner an; Grenard in der Innenstadt 15000 E., in der Vorstadt 10 000 Mohammedaner; P r s c he w a l s k i, „Reisen in Tibet", 1884: 60 000 E. ; F u t t e r e r, „Durch Asien", Bd. I, S. 257, 1901: 60 000 E. ; deshalb auch Sievers „Asien" 1904, S. 491: 60 000 E. ; Filchner, „Bilder aus Kansu", 1912: 60 000 E. ; Richard's Geography, Shanghai 1908: 60 000 E. Die Zahl 20 000 wurde mir auch im Hsien ya men auf Grund der fast alljährlich um die Neujahrszeit gemachten amtlichen Umfragen angegeben. Interessant ist damit zu vergleichen, wie die Stadt auf Tibeter einwirkt. Chandra Das gibt in seinen „Contributions an Tibet" den Bericht des Pan schen Lama vom Jahre 1779. Dieser schätzte die Einwohnerzahl Hsinings auf „300 000 Mann". Nach dem Thronbericht des Ministeriums des Innern vom 27. Februar 1911 sind beim Zensus von 1910 2032 Familien gezählt worden, was nicht einmal 10 000 Köpfen entsprechen würde. Mit dieser Zahl sind aber nicht die Bewohner Hsi ning's, sondern die dem Hsi ning-Amban unterstellten Mongolen-

banner gemeint.

  1. Chinesisches Wort, wörtlich übersetzt: Erde-Leute = Alteingesessene.

  2. Der Kang, chinesisch Kia (volkstümlich in Kan su dia-dia genannt) ist das etwa 20 Pfund schwere Holz von rechteckiger Form mit etwa 60 cni Seitenlänge, durch das der Kopf eines Verurteilten gesteckt wird. Es wird von den Chinesen weniger als Strafe, denn als Schande gefürchtet und wird vor allem bei kleinen Diebstählen angewendet. Die Verurteilung geschieht auf ein bis zwei Monate und zwar darf dieser spanische Kragen oft auch bei Nacht nicht abgelegt werden. Der dazu Verurteilte kann aber damit spazieren gehen, sofern er dazu Lust hat und einen Bürgen besitzt oder

Grundbesitzer ist.

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