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0166 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 166 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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uneheliches Kind, was hast du mit den Waffen gewollt?" Der Gefangene, der halb ausgezogen am Boden lag, schwieg. „Da da!" „Haut ihn !" schrie der Mandarin, „er muß gestehen." Endlich kam heraus, was der Beamte wollte, daß sie die Mandschu-Garnison bei Ning hsia fu hatten überfallen wollen. „Die Mandschu müssen weg, ihre Zeit ist abgelaufen !" „Da! da !" „Haut ! haut!" schrie nun nur um so wilder der Mandarin. Und so haben sie die Gefangenen mit den amtlichen Marterstöcken totgeprügelt 1).

Einen Tag nach diesem Putschversuch reiste ich weiter. Die Bevölkerung verhielt sich ruhig. Ich begegnete nur ungewöhnlich vielen Soldaten, die auf den Straßen patrouillierten und mir gerne im Vorübergehen noch ein unflätiges Wort nachsandten. An einer Fähre 15 km nördlich von Ning ling ting setzte ich über den Gelben Fluß. Wegen verschiedener grasbewachsener Inseln und Untiefen mußten die Tiere zweimal aus- und eingeladen werden, um das Boot besser über Barren und gegen die Strömung zu bringen; so dauerte dort die Überfahrt eine lange Weile.

Noch einen ganzen Tag reiste ich hernach auf der Hauptstraße nach Ning hsia fu mitten durch das sehr große Bewässerungsgebiet, das dort schon seit alter Zeit, mindestens seit der frühen Han-Zeit (206 v. Chr. bis 26 n. Chr.) angelegt ist. Es sind vier große Längskanäle, von denen aus das Wasser in unregelmäßig gewundenen kleineren Kanälen, bald 4 m und 5 m hoch auf Dämmen, bald in tiefen Gräben fließend, an die Äcker verteilt wird. Das Wasser wird beim Orte Da pa und gegenüber der großen Schleuse von Kin tse pu dem Hoang ho entnommen, wo dieser aus einer Felsenge, die der Stock des Niu tou schan bildet, hervorbricht. Der am höchsten gelegene Kanal, der Tang tschti (auch Lai tschü genannt), soll aus der Zeit der Tang stammen. Er biegt in spitzem Winkel vom Hoang ho ab und bringt seine Wasser — ziemlich gerade und parallel

mit dem Strom fließend — in 7 km westlich an der Stadt Ning hsia vorbei. Fast unmittelbar außerhalb des Kanals ist dürrste Wüstenei, blüht weißes Salz aus und reiht sich Düne an Düne. Die übrigen großen Kanäle nehmen alle nahe dem Tang tschü und einer nicht weit vom anderen ihren Ursprung, der Da Tsing tschü, der Han tschü und Hui nung tschü. Sie laufen alle ungefähr parallel nach Norden, bis sie nach etwa 150 km wieder in den Gelben Fluß ausmünden. Die berieselte Fläche der Oase von Ning hsia fu ist 150 km lang bei einer wechselnden Breite bis zu 20 km. Weite Gebiete innerhalb dieses gewaltigen Areals sind aber heute Sumpf und See, teils infolge mangelhafter Anlage, Dammbrüchen und späterer ungeschickt ausgeführter Abdämmungen, teils auch, weil die ausgiebige, durch den Niederschlag des Hoang ho-Fluß- bzw. Berieselungswassers bedingte jährliche Auffüllung der Ländereien sich sehr ungleich verteilt. Durch eine systematischere Anlage der Kanäle könnten natürlich auch in der Breite noch große Gebiete anbaufähigen Landes ge-

wonnen werden.

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1) Dieser Vorgang gab den Anlaß, daß Tung fu hsiang im August 1906 nach Lan tschou fu reisen mußte, um persönlich seine Waffen abzuliefern. Er hat aber nur alte Vorderlader mitgebracht und angegeben, er besitze nichts anderes. Er war bei dem Besuch so verschüchtert, daß er aus Angst, vergiftet zu werden, nicht einmal den Tee berührte, den ihm der Vizekönig anbot. Schon in Ning ling ting wurde mir wiederholt

versichert, er genieBe nur Speisen, die sein Koch in seiner Gegenwart zur Hälfte verzehrt habe.

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