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0386 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 386 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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seit Urzeiten benützter Wildwechsel bald enger, bald weiter nebeneinander her. Es ist eine uralte Straße und heute der Weg der „Schar ba", zu deutsch : der „Ostleute", d. h. der Händler aus Sung pan ting in Se tschuan. Alljährlich führen diese Hunderte von Ochsen mit Tee und mit allerlei Stoffen und Kleinigkeiten in monatelanger Reise diesen Weg, um Wolle, Felle, Häute, Rhabarber und Moschus einzuhandeln. Diese Straße fanden wir an unserem nächsten Marschtage und folgten ihr nach Südosten. Wir kamen dann in ein neues, breites Längstal, das hinter dem heiligen Amne Bayan liegt und dem Hauptzug des Semenowgebirges und dem Südrand der Talasteppe parallel zieht. In diesem fanden wir einen kleinen Wasserlauf, neben dem wir das Lager Nr. 15 aufschlugen. Weiter im Südosten, in der Ferne, wurden von dem neuen Lager aus die schwarzen Zelte der Ats`ho Lhardi-Tibeter sichtbar. Wir zählten fünfzig Zelte. Wie kleine eckige Felsblöcke, wie Termitenhaufen stachen sie aus der immer noch winterlich gelben Prärie heraus. Wir blieben noch so weit davon ab, daß wir keinen Verkehr anbahnen konnten. Der ganze Stamm, der seine eigene unabhängige Räuberpolitik treibt, soll sechzig Familien haben. Bereits hier ziehen es die Tibeter vor, ihre Zelte ziemlich nahe aneinander aufzustellen, um dadurch Angriffe anderer Stämme leichter abwehren zu können.

Die Gegend, in der die Zelte lagen, der untere Teil des Längstales, wird „Hoka" genannt, was eine chinesische Bezeichnung aus ho, der Fluß, und ka = kou, die Mündung, ist. Im Dialekt von Kue de wird kou immer als ka ausgesprochen. Es liegt hier wiederum ein altes, längst verlassenes chinesisches Castrum; die direkte Straße von Kabatalen über die „Tala" nach Süden führt daran vorbei.

Das neue Längstal, das wir bei Lager 15 erreicht hatten, besitzt eine Ausdehnung von 50-60 km. Es zieht sich in spitzem Winkel aus den Ketten des Semenowgebirges heraus. Sein Grund ist wie der aller anderen Taldepressionen in der Umgebung mit Trümmermassen angefüllt und deshalb ist die Talsohle breit und bildet eine Steppenebene. Die hydrographischen Verhältnisse dieses mächtigen Tales sind äußerst eigenartige, denn kein Bach fließt dem Tale entlang. Die kleinen Wasserläufe, die von den seitlichen Hängen und Schluchten herabströmen, durchbrechen vielmehr an verschiedenen Stellen den Höhenzug, der das Längstal von der Talaebene trennt. Dadurch sind in dem Grund des Längstales verschiedene Talwasserscheiden entstanden. Diese sind dermaßen flach, daß es auf den ersten Blick vollkommen unverständlich ist, warum sich das abfließende Wasser nicht dem Tale entlang seinenWeg gesucht hat, zumal, da der Grund dieser Wasserscheiden auch noch aus wenig widerstandsfähigen

Geröll- und Sandmassen besteht, während der trennende und von den Bächen anscheinend durchsägte Bergrücken aus steil gestellten und harten Stein-

schichten (Permokarbon) gebildet ist. Selbstverständlich sind diese wider-

sinnigen Durchbrüche nicht ganz durch die heutigen Bäche geschaffen worden. Schuld daran ist die Auffüllung und Einebnung des Längstales durch die

enormen, so oft schon genannten Geröllmassen. Diese sind hier dermaßen

gewaltig, daß die Talsohle höhergerückt wurde als verschiedene Punkte des trennenden Bergrückens. Das Tal ist von dem Schutt geradezu verschüttet

und die Berge sind beinahe erstickt worden. Wo sich vor der Auffüllung tiefer eingekerbte Pässe befanden, griffen die lockeren Massen von einem Tal ins andere hinüber. Über derartige verschüttete Pässe also fließen heute die Bäche,

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