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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0038 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 38 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Augen inhaltschwere Schriftzeichen aufweist. Dahinter, mehr in den Ecken des Vorhofes, sind zwei hübsche, heute auch schon sehr zerfallene, schreinartige Bauwerke von etwa 5 m Höhe aus glasiertem, gelbem und grünem Steinzeug. Es sind ()fen gewesen, in denen von den Priestern einst Papiere mit den stets für heilig gehaltenen Schriftzeichen verbrannt wurden, wie ja noch heute in China jedes beschriebene oder bedruckte Fetzchen Papier gesammelt und in besonderen ()fen, womöglich in Tempeln, vernichtet werden muß.

Dieser Vorhof gibt heute das beste Bild der alten Pracht. Seit der Erbauung im Anfang des 15. Jahrhunderts ist hier sicher nie mehr etwas ausgebessert worden. Langsam stürzen die Dächer ein und breiter und weiter öffnen sich die Fugen zwischen den Steinen.

Hinter diesem Hofe und zu seinen beiden Seiten folgen noch andere Höfe mit Tempeln. Zu allen muß man jedesmal umständlich und möglichst unbequem durch Treppentore wie über tausendfach erhöhte Schwellen steigen. Das meiste davon ist aber heute verfallen oder in der Zwischenzeit verbrannt und viel schlechter als ursprünglich wiederhergestellt worden. Es machte mir den Eindruck, als ob der Rest auch nie in dem großartigen Stile des Vorhofes fortgeführt worden wäre.

Die Gebäude in den hinteren Höfen stehen auch auf hohen Steinsockeln, zeigen aber auf diesen die gewöhnliche chinesische Holzkonstruktion. Plumpe, möglichst dicke, runde Holzbalken sind ohne weitere Umstände mit ihrer Stirnseite auf die steinernen Fußplatten gestellt und durch die schweren verzapften Balken des Daches festgehalten.

Ein Teil der offiziellen Stadt- und Amtsgötter ist in jenen Gebäuden untergebracht. Ich sah auch die Beamten und Offiziere des Ortes, die im ganzen Reich am 1. und 15. jeden Monats vor gewissen Götterbildern Weihrauch zu verbrennen haben, ihre Andacht und ihren Ko tou hier verrichten. Ein anderer Teil des Palastes ist heute als amtliches Magazin für Kriegs- und Hungerszeiten mit Getreide gefüllt.

„Fremder Lehrer," konstatierten am Tage nach meiner Ankunft in Kün tschou meine zwei Lastträger, „es regnet!" Und schleunigst machten sie sich nach diesen inhaltschweren Worten wieder unsichtbar, denn, weiß der Himmel, solch ein Ausländer wäre imstande, im Regen reisen zu wollen, wenn er kein gutes Quartier hat ! Meine Lage war auch wirklich nicht gemütlich. Ich wußte nicht, wo ich mich aufhalten sollte. Ich war darum Herrn und Frau Kristensen unendlich dankbar, daß sie nach meinem Besuch in ihrem Missionshause es sich nicht nehmen ließen, mich in ihr hübsches, in europäischem Stil gebautes Heim einzuladen. Seit acht Jahren arbeiteten diese norwegischen Missionare in der Stadt und wohnten seit zwei Jahren in diesem Hause. Nach anfänglich heftigem Widerstand stellten sich die Eingeborenen jetzt freundlich, nur natürlich, was die christliche Religion betrifft, noch recht indifferent.

In Kün tschou ist die Literatenklasse sehr groß. Es war sogar damals schon

eine Schule für abendländische Wissenschaften eingerichtet worden, wie sie jetzt überall im Reich auf Pekinger Befehl entstehen müssen. Der Herr Pro-

fessor jener Schule wußte von Europa schon beinahe so viel wie unsere Abc-schützen von China. Aber vor diesen Neuerungen, schon ehe man neben den Dichtungen etwas Mathematik beim Staatsexamen verlangte, hatte unser braves Kün tschou jegliches Glück im Examen verloren. Viele Jahre lang

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