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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0204 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 204 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Du kannst lesen?" sagte der Bankier jetzt. „Er kann lesen !" wiederholten die Angestellten erstaunt.

Ich werde dir das Silber morgen zuschicken, wenn du willst, in Kisten verpackt, so daß du kein Geschäft mehr damit hast. Du kannst dich darauf verlassen, wir sind ja die größte Firma am Platze."

Ich muß das Geld heute noch haben."

Wie groß ist dein erlauchtes Alter?"

Wie lange bist du denn schon in unserem elenden Mittelreich?" fragte der

Bankier weiter. Es kostete noch viele Worte, der Bankier war die Höflichkeit selber, aber erst als ich grob fragte, ob sein Geschäft denn so schlecht stehe, daß er mir nicht gleich mein Geld geben und die lumpigen paar tausend Tael vorwiegen könne, wurde mit dem Abwiegen des Silbers begonnen. Stück für

Stück wurde von mir auf seine Güte geprüft, manches Stück mußte refüsiert werden, bis das Abwiegegeschäft vor meinen Augen zu Ende war. Dann begann wieder das Klappern der Zahlbretter. Es wurden viermal hintereinander die langen Zahlenreihen addiert. Zum Schluß kam das Silber in meine Säcke und nach dreistündiger Arbeit war es auf meinem Wagen. Ich setzte mich darauf und fuhr heim. Nur zwei Silberstücke wurden mir später, als ich das Geld verwendete, zurückgegeben, weil Blei im Inneren war. Ich bin heute noch stolz auf dieses Ergebnis. Es waren nur etwa 40 Mark Verlust.

Ich verließ Lan tschou fu am 7. Dezember, nachdem ich noch zwei große Feste mit angesehen hatte. Das eine war das mohammedanische Neujahr, das in einer Provinz wie Kan su, wo so viele Bekenner des Islam wohnen, ein wichtiges Ereignis ist, das andere war der Geburtstag der damaligen Kaiserin-Mutter. An letzterem Tage waren alle größeren Straßen der Stadt überdeckt von Tausenden großer viereckiger Papierlaternen, die in der Form eine der anderen glichen und die in mehreren Reihen über die Straße gehängt waren, so daß man auf den landesüblichen kleinen Pferden gerade noch darunter durchreiten konnte. Die Laternen von Lan tschou sind besonders hübsch. Sie stellen, künstlerisch gemalt, immer und immer wieder andere Szenen aus der reichen chinesischen Mythologie und Sagengeschichte und aus Volksromanen dar. Die Figuren zeigen die bekannten grotesken theatralischen Stellungen , welche die chinesischen Maler lieben, und sind selbstredend nur in Farben ohne jegliche Schattierung gehalten. Auch bessere Chinesen sieht man an jenen Tagen durch die Straßen ziehen und diese Handmalereien studieren. Ich muß es mir hier versagen, auf die Darstellungen näher einzugehen. Sie bilden eine Welt für sich. Der Schatz der chinesischen Romanzen ist ungeheuer reich und für uns erst zu einem Teil gut zugänglich gemacht, nämlich soweit er fremden Ursprungs, d. h. buddhistisch ist. Für den echt chinesischen Teil fehlt noch die gewandte Feder, die uns diese verwirrende Menge von Halbgöttern, von Manen Abgeschiedener, wie etwa die der alten Griechen, in leicht faßbarer Form näherbringt.

Am B. Dezember erreichte ich durch dicken Staub und Dunst und ewig in engen 3-4 m tiefen Hohlwegen reitend das kleine Landstädtchen Kin (spr.: Tschin) hsien, südlich von Lan tschou. Unweit davon bei Tschang kia (spr. : dia) gao, am Fuße einer langen Bergkette, die aus der Gegend des Kuku nor kommt und in südöstlicher Richtung sich hinzieht, liegt ein beliebter Ausflugsort der besser situierten Gesellschaft von Lan tschou fu. In der Saison kürzen dort Theater und Feste aller Art den chinesischen Damen die Zeit. Es

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