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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0401 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 401 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Schneegipfel und Schneerücken hinter Schneerücken schlossen den Horizont. Das ganze Gebiet auf dem linken Hoang ho-Ufer zeigt ungemein hohe Berggrate, ist aber durch den Einfluß des Sommermonsuns tief zerrissen. Höhen bis über 6000 m wechseln mit Talsohlen von 3500 m.

Bei unserem heutigen Marsche standen wir plötzlich vor den vier Tibetern, die uns am Abend vorher so sehr beunruhigt hatten. Sie machten angeblich

A

Jagd auf Kyang und behaupteten, vom Stamme Wanschdäch` Lharde zu sein.

Als wir sie anriefen, schrie einer von den Vieren aus vollem Halse nach rückwärts : „Kommt doch, kommt!" Sie wollten uns glauben machen, daß sie nicht allein seien, daß noch andere Bewaffnete sich hinter dem nächsten Hügel befänden. Tatsächlich war aber niemand dort.

Das Lager 23 lag 3790 m hoch und das Thermometer war nachts nur bis : 0° zurückgegangen, obwohl kaum ein Achtel des Himmels bedeckt war. Als wir am frühen Morgen das Tal erst wenige Kilometer weiter hinabgezogen waren und um eine Bergecke herumbogen, sahen wir Schaf- und Rinderherden vor uns, die einen ganzen Abhang bedeckten. Keiner meiner Begleiter war zuvor in diese Gegend gekommen und keiner konnte sagen, auf was für einen Stamm ich gestoßen war. Ob diese Tibeter noch mit Hsi hing und Dankar in Beziehung stehen? Ob sie bereits freie Tibeter, ngGolokh, sind? Als die zu den Herden gehörigen Hirten unser ansichtig wurden, sprangen sie hastig auf und trieben ihre Herden, so schnell sie nur konnten, zurück. Schrille Pfiffe, langgezogene Rufe tönten durch die Berge. Eine dumpfe Trommel wurde hörbar. Jetzt waren wir aus unserem Seitental herausgetreten und entdeckten kaum mehr als 2 km entfernt das zu den Herden gehörende Zeltdorf. In Gruppen zu vier und fünf standen die schwarzen Yakhaarzelte inmitten von riesigen Dunganhäufungen an die flachen Berghänge angeschmiegt. Ein bläulicher, ungemein friedlich und heimisch anmutender Rauchstreifen lag über der ganzen Ansiedlung. Man kochte dort gerade den Frühstückstee. Nun hatte unser Erscheinen den schönen Frieden zerstört. Ein allgemeiner Aufruhr war entstanden. Die Weiber und halbwüchsigen Kinder rannten nach den Herden, um diese den Männern abzunehmen. Dazu rasten die Hunde. Alle Männer aber setzten ihre Gewehrlunten in Brand und stürzten nach den Pferden. Lanzen wurden geschwungen, breite Schwertblätter blitzten in der Sonne. Im Handumdrehen war der ganze Stamm im Kriegszustand und bot ein gar prächtiges Bild eines Volkes in Wehr und Waffen.

Auch wir machten darum halt und trieben unsere Tiere zusammen. Eilends wurden Geschenke aus den Koffern gerissen und Tschang und Tsch` eng mußten den aufgeregten Kriegern entgegenreiten. Das Gewehr schußbereit, die Handwaffen gelockert, wartete ich bei der Karawane. Wenn meine Gesandten nun nichts ausrichteten? Wenn der einmal aufgestörte Bienenschwarm sich nicht mehr beruhigen ließ und stach? Auch von der Gegenseite sind nun zwei Mann vorgeritten. Die beiderseitigen Gesandten sind ganz nahe beieinander. Wird sich der Häuptling durch das winzige weißgefärbte Seidengazefetzchen, den Khádar, durch die Messer und das bißchen Tee besänftigen lassen oder wird er vielleicht durch die so rasch angebotenen Geschenke erst recht raublustig werden? Jetzt sitzen die Abgesandten ungefähr in der Mitte zwischen den zwei Parteien auf der Erde. Sie machen ernste Gesichter. Es sieht sich gar schlimm an. Wenn wir die Schußwaffen sprechen lassen müssen, werden meine

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