国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0298 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 298 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

-4

I IV

Vor vielen, vielen Jahren," begann der Alte eines Abends, „als rings auf den Höhen um Gum bum noch dichte Wälder standen, als noch die ngGolokh in

dieser Gegend wohnten, kam einmal ein frommer Priester, der aus Lhasa stammte, in dieses Tal. Da er der rNingma-Sekte angehörte, so hatte er eine Frau genommen, ein Mädchen aus der Umgegend, und bewohnte mit ihr ein schwarzes Yakhaarzelt im Talgrund. Eines Tags träumte die Frau, ein goldener Donnerkeil (Dordyi) falle vom Himmel und direkt in ihren Schoß hinein. Einige Monate darauf gebar sie einen wundervollen Knaben, der gleich nach der Geburt sprechen konnte. Dies war der rDye rembodyi, den die Chinesen Bau be fo, d. h. den kostbaren Buddha nennen. An der Stelle, wo die Placenta vergraben wurde, wuchs sogleich der heilige Tsandan-Strauch hervor, der jetzt noch an derselben Stelle steht. Ein Ableger davon ist später vor den Goldtempel gepflanzt worden. Auf den Blättern waren damals lauter kleine Buddhabilder zu sehen.

Im Alter von 15 Jahren brachten die Eltern den jungen Tsong ka ba nach dem nächsten Kloster, nach Hsia tschün (s. oben Dya oder Chia tschün) gomba, das damals noch sehr klein und unbedeutend war. (Es ist mittlerweile längst zur Gelugba-Lehre übergegangen.) Da der Junge sich so besonders klug in allem zeigte, so sollte er Priester werden. Als er im Kloster einst seine Gebete nicht lesen konnte, gab ihm sein „slobon", sein Mönchlehrer, Fußtritte und Prügel, worauf plötzlich sämtliche Holzstücke des Hauses davonflogen. Nur ein kleines Stück Holz fing der Bau be fo und dieses eine ist noch heute im Kloster Hsia tschün gomba zu sehen. Als das Haus weggeflogen war, kamen von allen Seiten eine Menge Blumen zum Bau be fo, aber niemand verstand, woher sie kamen. Der Lehrer aber erkannte jetzt den Bau be fo als Gott, machte ihm einen Ko tou und ließ sich von ihm segnen.

Kurz darauf ging Bau be fo nach Lhasa. Auf der Reise dorthin hatte er allerlei Fährlichkeiten zu bestehen, denn er reiste wie ein gewöhnlicher Student der lamaistischen Theologie zu Fuß und als Bettler. Er verrichtete auch unterwegs Wunder. So war er eines Tags sehr hungrig. Die Leute wollten ihm kaum etwas Mehl schenken, höhnten ihn vielmehr, er solle nur das Innere seines irdenen Eßnapfes nach außen kehren, wenn ihn so sehr hungere. Der Bau be fo krempelte daraufhin seinen irdenen Eßnapf um, woran die Leute merkten, daß er ein Gott war.

Als der Bau be fo nach Lhasa kam, zeigte er sich ganz besonders tüchtig im Predigen und Auslegen der heiligen Bücher. Er bekämpfte die Lehren der roten, der rNingma-Lamasekte, denn diese mißfielen ihm, weil sie zu weltlich waren. Anfangs fand er aber nur wenige Anhänger. Er wurde viel verhöhnt und allgemein nannte man ihn in Lhasa den ,Amdo nawodyi`, den ,Amdo-er mit der langen Nase" 1). Einmal warfen die Bewohner von Lhasa sogar Steine auf ihn,

~

1) Daraus ist wohl die von verschiedenen europäischen Reisenden aufgebrachte Vermutung entstanden, daß ein europäischer Katholik, ein Mann mit einer langen Nase, den Tsong ka ba in Am do unterrichtet habe, und daß dadurch viele dem Katholizismus ähnliche Gebräuche in den Lamakult aufgenommen worden seien. Ich möchte dagegen vor allem anführen, daß, wenn sich überhaupt in jener Zeit europäische Missionare in solch abgelegenen Gegenden aufhielten, Tsong ka ba wohl schwerlich von einem solchen unterrichtet werden konnte, weil er allem Anscheine nach schon in sehr jungen Jahren nach Lhasa kam. Außerdem werden die Europäer jetzt um Gum bum und am Kuku nor immer nur Ni gar", d. h. „Hellauge", genannt. Unter „Langnasigen" versteht man allenfalls die Katschi, die Turkistanleute.

232