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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0086 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 86 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Die erste Nacht blieb ich in einem hoch gelegenen Lößhöhlendorf unweit eines Tempels, von dem aus „Hu da han" seine meisten Untaten verübt haben soll. Die Schiffer stellten dort all ihre Habe ungefragt, wie wenn sich dies von selbst verstünde, in meinen Schlafraum — Ma hat sich die Sache wahrscheinlich bezahlen lassen — und die ganze Nacht über gingen ihre Wachen singend und schreiend vor meiner Lößhöhle auf und ab. Von Zeit zu Zeit krachte ein Schuß durch die funkelnde Sternennacht — um dem „langen Hu" zu melden, daß aufgepaßt werde. Auch ein großes Gong kam wenig zur Ruhe, und darum gab es auch für mich nur einen unruhigen Schlaf. Am Tage darauf ritt ich bis in den Hof des Räuberlagers. Dort saß ganz hinten in einer niedrigen Löß-höhle eine alte runzlige Chinesin, die sich zwischen ein paar Steinen einen Topf Hirse kochte und uns mürrisch den Rücken zudrehte. Von den Räubern selbst war nirgends eine Spur zu sehen.

Wie eine dicke Haut überzieht hier der Löß das zerrissene Sandsteingebirge. Bei dem heutigen Klima der Abtragung preisgegeben, läßt der Löß im Grunde von Schluchten das unter ihm anstehende Gestein erkennen. Blendend weißgelb schimmerten in jenen heißen Sommertagen alle die Hänge mit den zahllosen künstlichen Terrassen. Jedes Fleckchen Land ist zwar angebaut, aber Weizen und Hirse steht darauf so dünn, daß sich schon auf kurze Entfernung kaum noch ein schwacher grüner Hauch erkennen läßt. In mageren Büschen sieben, acht Halme beieinander und diese dann fast ein halbes Meter von den nächsten entfernt — wie bei uns Kartoffeln etwa — so sind die Getreidefelder im Löß hier bestellt. Es ist ein armes Hungerland. Wie oft fällt der Regen nur in unzureichender Menge ! 1905 hatte es hier im Mai zum erstenmal nach sieben Monate langer Dürre geregnet und doch war es kein schlechtes Jahr. Wegen dieser großen Trockenheit wenden hier die Chinesen Getreidebau mit Umpflanzung der jungen Getreidepflänzchen an. Sie gehen mit ihren Getreideäckern um wie wir etwa mit unseren Gemüsegärten. Hierdurch, sagten mir die chinesischen Bauern, bekämen die einzelnen Getreidepflänzchen viel tiefer gehende Wurzeln und trotz der großen Platzverschwendung wollen sie damit eine reichere Ernte erhalten, j a hierdurch allein soll das Getreide vor dem gänzlichen Untergang geschützt sein. Die Aussaat sowie das Umsetzen wird noch in der Zeit der sommerlichen Gewitterregen besorgt. Die Pflänzchen haben dann schon genügende Größe, wenn die allwinterlich herrschende vollkommene Trockenheit beginnt. Durch das Umsetzen der Getreidestöckchen ist in der Tat — wie in letzter Zeit russische Landwirte in Erfahrung gebracht haben eine reichere Bildung von Haarwurzeln bedingt, und diese ermöglicht es den Pflanzen, die in den vielen Kapillaren und Poren des Lösses stets, wenn auch in geringer Menge vorhandene Feuchtigkeit in genügendemUmfange an sich zu ziehen.

Bewunderungswürdig einfach leben diese Lößleute. Außer ihrer eisernen Pflugschar in Speerspitzenform, eisernen Messern, Äxten, Nadeln, Krügen und Pfannen, den Steinen zu ihrer Eselmühle, ein paar irdenen Schüsseln, dem Indigo, der ihnen die selbstgepflanzten und selbstgewobenen Baumwollstoffe färbt, brauchen sie kaum etwas zu kaufen. Ich glaube, den meisten Bauern hier gehen im Jahr keine 3000 Cash durch die Finger, die Grundsteuer beträgt

oft nur 8-9 Li Silber 1) pro mou = Morgen.

1) 10 Li = 1 Fen, 1 Li also ein Tausendstel eines TaeLs.

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