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0351 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 351 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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entstehende Rind, das viel brauchbarer ist als seine beiden Stammväter. Für dieses wurde hier der zweieinhalbfache Preis eines gewöhnlichen Yakrindes verlangt (Tafel LIX).

Ich hatte bis zum Abend in manche tibetische Häuslichkeit intime Blicke werfen können. Die Kinder werden sehr selten gescholten und ohne Scheu küßten sich die Eheleute bei meiner Anwesenheit. Die Ts`aner hatten auffallend viele Tschülin, kleine graushaarige Zickchen. Aber es war mir nur möglich gewesen, acht Yakochsen zu kaufen und die gekauften hatte ich nicht einmal mitnehmen dürfen. Nach dem tibetischen Kalender hatten wir den 13. des H. Monats. Dieser ist eine Art Sonntag und darum zugleich Unglückstag in dieser Gegend, an dem ein jeder vermeidet, etwas Wichtiges zu unternehmen und etwas zu verkaufen, weil sonst die Götter und Geister es übelnehmen und der Familie Unglück senden. Auch bei meinem Überfall am Kuku nor, so hörte ich später, waren die Tibeter mir einen ganzen Tag lang nachgezogen, nur um mich nicht an einem solchen Sonntag angreifen zu müssen 1).

Sonntagsruhe ist aber nicht bekannt. Zum Glück konnte ich wenigstens an diesem Tage das Bezahlen, d. h. das zeitraubende Silberabwiegen, für die acht Ochsen erledigen. Auch hier war dies keine kleine Arbeit. In Tibet wird nie chinesisches Kupfergeld in Zahlung genommen. Ich konnte nur mit Silberstücken bezahlen und das Gewicht mußte immer aufgehen. Da außerdem nie zwei Ochsen, die ich in einem und demselben Zelte kaufte, einem Besitzer gehörten, vielmehr öfters die eine Hälfte eines Ochsen im Besitze der Hausfrau und die andere Hälfte in dem ihres Sohnes war, und da immer alle Teile auf getrennte Bezahlung drangen, so war die Mühe doppelt groß. Es war ein gar zeitraubendes Geduldspiel.

Ich habe die Eigentümlichkeit des scharf getrennten Besitzstandes innerhalb einer Familie noch bei anderen Nomaden Tibets gefunden. Ich glaube, dies hängt mit dem geringen Familiensinn der Leute zusammen. Die Ehen gehen sehr leicht wieder auseinander, und um endlosen Zwistigkeiten vorzubeugen, ist man übereingekommen, von Anfang an eine getrennte Wirtschaft für die einzelnen Familienglieder einzuführen. Frühzeitig erhalten die Kinder einige Schafe geschenkt. Oft hörte ich einen Tibeter sagen: „Dies Tier kann ich nicht verkaufen, es gehört meiner Tochter." Dabei war seine Tochter erst einjährig. Oder : „Dies kann ich nicht verkaufen, ich habe es meinem Gott geschenkt." Der Mann wird das betreffende Tier später einer Heiligeninkarnation geben, aber es nicht schlachten, und er fürchtet sich, es an andere wegzugeben.

Als die zweite Nacht anbrach, änderte sich plötzlich das Benehmen unserer Gastgeber. Sie waren alle damit einverstanden gewesen, daß ich die Silberpäckchen nach dem Abwiegen einwickeln und versiegeln ließ, um sie am Tage darauf, wenn die Ochsen gebracht würden, auszuhändigen. Alle schienen damit zufrieden. Allein mit einem Male erfuhren wir jetzt, daß in einem Nebenzelt eine große Männerversammlung tage. Im Flüsterton wurde dort verhandelt.

Wie ich sofort vermutete, drehte es sich um meine Wenigkeit.

1) Am 1., am 3., 6., 9., 13., 15., 19., 23., 26. und 29. jeden Monats gibt der Fan tse nichts aus dem Haus. Am 1. und 15. jeden Monats wird aus abergläubischer Furcht auch nicht geschlachtet , weil an diesen Tagen in den Gelugba - Klöstern religiöse Zeremonien stattfinden. Oft zählt man einige der Unglückstage gar nicht

und zählt dafür den folgenden Tag doppelt.

f.l;

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