国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0403 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 403 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

Gegenteil, die Chinesen, die in Tibet Handelsgeschäfte ausüben wollen, müssen alljährlich hohe Gebühren für die Handelslizenz an den Ya men bezahlen und die chinesischen Beamten besteuern obendrein in rigoroser Weise alle Waren, welche von Chinesen über die Grenze gebracht werden. Die tibetischen Nomaden aber dürfen frei und ohne Likin-Zölle über die Grenzen passieren, soweit sie einem unbescholtenen Stamme angehören. Die Tibeter werden als Exterritoriale behandelt. Wenn ein Stammesangehöriger etwas Unrechtes getan hat, so wird aber immer der Häuptling und der ganze Stamm verantwortlich gemacht. Wird die dem Stamm auferlegte Strafe nicht bezahlt, so wird auch gleich dem ganzen Stamme der Markt gesperrt. Freilich ist es nicht immer leicht, in Erfahrung zu bringen, welchem Stamme eine Räuberbande angehört hat, denn vielfach arbeiten die dortigen Räuber ähnlich wie vor Zeiten europäische Straßenräuber : sie schwärzen sich die Gesichter oder tragen eine Maske. All den volkreichen ngGolokh-Stämmen am oberen Hoang ho ist von Staats wegen der Besuch des Marktes in Dankar verboten worden, weil sie allzu viele Missetaten auf dem Kerbholz haben. Sie reisen, um ihren Mehlbedarf zu befriedigen, in die Täler am oberen Yang tse klang oder auch nach dem Kloster Labrang gomba unweit Hsün hoa fing. Sie haben dorthin sehr schlechte Wege. Und obendrein ist die Gerste, die sie daselbst einhandeln, teurer und dabei geringer als die in Dankar, weil sie erst durch Zwischenhändler dorthin gelangt. Rein aus diesen Interessen heraus bemüht sich seit Jahrzehnten der ng Golokh- Stamm Horkurma 1), der am weitesten oben am Hoang ho seine Weiden besitzt, sich der Hsi Hinger Regierung unterwerfen zu dürfen. Die Hsi Hinger Regierung will aber diese nicht annehmen, weil die Horkurma-Gemeinde mit vollem Recht für eine der berüchtigtsten Räuberbanden gilt. Horkurma-Leute waren es auch, die einst auf General Prschewalskis Karawane angeritten kamen, und deren Attacke der große Forscher in seinem Briefe an den Zarewitsch vom B. August 1884 2) mit den folgenden Worten schilderte : „Sie stürzten zur Attacke mit gellendem Geschrei. Die Hufe ihrer Hengste dröhnten dumpf auf dem feuchten Feld. Ihre langen Speere starrten und gleißten, ihre langen Tuchgewänder und ihre schwarzen wallenden Haarsträhnen flogen im Wind. Wie eine Wolke fuhr die wilde, blutdürstige Horde auf uns los" usw. usw. Ich habe 1907 in den Zelten der Horkurma einen älteren Mann gesehen, der seit dieser Zeit herumhinkt. Eine russische Kugel hatte ihm das eine Bein zerschmettert und ich mußte ihm dafür noch einen Khádar schenken.

Die Sidia-Tibeter lagerten erst wenige Tage an dem Platz, an dem wir so unversehens auf sie gestoßen waren. Die alte Mutter des Häuptlings war kurz vorher gestorben. Nachdem man ihren Leichnam in einer Bergschlucht dem Geierfraß ausgesetzt hatte, war der Stamm rasch an den neuen Lagerplatz verzogen. In dem Zelte des Häuptlings brannten seitdem noch viele hundert Butterlampen und ständig wurde von den Priestern dort gebetet. Es ist die

  1. Ich habe diesen Stamm wiederholt besucht, zuletzt im Winter 1907. Mit W. Filchner war ich schon 1904 bei ihm. Filchner nennt ihn irrtümlich „Rischowárma ". Filchner faßte einen Ortsnamen als Stammnamen auf. Der Stamm lagerte damals am Platze „Retschüwarma", d. i. „Mündung des Re tschü" sc. in den Hoang ho. Der Stamm besteht natürlich nur aus Nomaden, die alle paar Wochen ihren Lagerplatz wechseln und sich darum nie nach einem einzigen Lagerplatz nennen können.

  2. Proc. Roy. Geogr. Soc. 1885, S. 171.

317