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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0314 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 314 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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machten, der weit unter der lamaistischen Musik der tibetischen Klöster rangierte und am ehesten mit einer „Katzenmusik" oder dem Lärm eines oberbayrischen Haberfeldtreibens zu vergleichen wäre. Vor dem Sarge, der immer unter der offenen Haustüre stand, wurden unter der Aufsicht der Priester von dem Sohne aufs neue die Opfergaben und das Essen für den Toten auf einen Tisch gestellt, ein ganzes geschlachtetes Schwein, ein Hahn, ein Schnapskrug, Brote mit Gemüsefüllung und Süßigkeiten. Der Tee und der Schnaps wurden auf ihre Anweisung später auf den Boden ausgegossen.

Es würde zu weit führen, wollte ich an dieser Stelle den genauen Hergang der dreitägigen und umständlichen Totenfeier erzählen. Die Bestattungen sind sich j a in den verschiedenen Teilen des Chinareichs in ihren Hauptzügen sehr ähnlich. Die eine der Seelen des Verstorbenen wurde von dem Priester in ein etwa 1/2 m langes und ganz schmales Holzstück gebannt und dann der Sarg geschlossen. Eine Menge Leute, Bekannte und Unbekannte, erschienen und machten vor dem Sarg ihren Ko tou, währenddessen Laienmusiker mit einsaitigen Fiedeln und kleinen Trompeten einen anderen, womöglich noch kläglicheren Spektakel verursachten. Beim Ko tou eines j eden Kondolierenden mußten die Familienangehörigen, welche die ganze Zeit über barfuß in Sandalen und in ihren weißen und rohen, aus Sackleinwand verfertigten Trauerkleidern und Trauerhüten links und rechts vom Sarge knieten, mit einem Ko tou danken und mit ihrer Stirne den Boden berühren. Jeder, der sein Beileid durch den Ko tou und durch eine kleine Weihgabe bezeigt hatte, bekam sodann ein Essen mit Schnaps von den Hinterbliebenen gereicht, und Gottes- oder vielmehr Geisterdienst, Ko tou, Laienmusik und Abspeisung, alles spielte sich in demselben Hof vor meiner Zimmertüre ab. Alle Bettler der Straße, selbst die Sträflinge aus dem Ya men mit ihren schweren eisernen Ketten und Stangen und breitem, kragenartigem Holzkang kamen dazu in den Hof, machten ihren Ko tou und bekamen zum Dank ihr Essen gereicht.

Die Leichenfeier kostete dadurch die Familie viel mehr, als sie an Bargeld besaß. Es nahm mich darum auch nicht wunder, daß mich der Sohn des Toten gleich am ersten Tag nach dem Ableben seines Vaters um ein kleines Darlehen und um Vorschuß auf die Hausmiete anpumpte.

Als dann eben der Sarg unter Abbrennen von vielem Feuerwerk durch das Hoftor hinausgetragen wurde, kamen die fünfundzwanzig Soldaten des Amban, die zwölf Tage zuvor nach dem Kuku nor zur Verfolgung der tibetischen Räuber aufgebrochen waren, und trieben die mir geraubten Pferde und Yak in meinen Hof herein. Selbst die alte Hündin, die ich zwei Tage vor dem Überfall gekauft hatte, war wieder zurückgebracht worden. Von der Ausrüstung aber wurden nur einige zerbrochene Sättel, sowie ein zerhauener Teekessel und ein halber Schlittschuh abgeliefert, das übrige hatte andere Herren gefunden. Wer die Räuber gewesen waren, war von den Soldaten nicht herauszubringen. Sie sagten nur, „wilde Tibeter vom Süden" seien die Übeltäter. Eine auf etwa dreißig bis vierzig Mann geschätzte Räuberschar habe drei Tage vor dem Überfall auf mich einen tibetischen Stamm im Norden des Kuku nor überfallen und 150 Pferde geraubt, sei aber von dem betreffenden Stamm mit Übermacht verfolgt worden und habe bei dieser Verfolgung den ganzen Raub und noch drei Tote verloren. „Dieser Räuberschar bist du in die Arme gelaufen, Herr; zwei Tage lang haben sie dich ausspioniert, ehe sie dich angriffen. Eure Ver-

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