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0256 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 256 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Am Abend schlugen wir etwa 5 km von den Fischerzelten unser Lager.

Wir waren zum Schluß etwas landeinwärts gezogen und lagerten am Ufer eines

kleinen Süßwasserteiches, in dessen Umgebung die Dünen von einer mageren

Grasdecke überzogen waren. Es war ein schlechter Lagerplatz, mitten im

Sand, aber er war der beste, den wir zwischen den Dünen gefunden hatten.

Nur der Teich bot eine Annehmlichkeit. Auf seiner spiegelglatten Eisfläche

konnte ich mich noch eine halbe Stunde lang für die bevorstehenden Dauer-

fahrten im Schlittschuhlauf üben, bis es dann zu dunkeln anfing. Bis dahin

hatten meine Diener noch immer nichts Warmes fertig gebracht. Es gab so

wenig brennbares Argol an diesem Teich, daß sie zu fünf je eine halbe Stunde

lang suchen mußten, bis sie eine hinreichende Menge beisammen hatten. Ein

eisiger Wind setzte in der Dämmerung ein, der von Minute zu Minute stärker

wurde. Die Zelte knarrten und knackten und drohten jeden Augenblick in sich

zusammenzustürzen. Selbst im Inneren litten wir noch unter dem Treibsand.

Er drang durch die feinsten Ritzen; im Bart, in den Augenbrauen bildeten sich

ganze Sandnester und bei jeder Bewegung des Mundes knirschte es zwischen

den Zähnen. Der Sturm ließ die Kälte doppelt empfinden. Ich mochte anziehen,

was ich an Kleidern mit mir hatte, es fröstelte mich dennoch. Zuletzt suchte

ich das Küchenzelt auf und lag dort neben dem Feuer, zwischen den Dienern

in meinem Fellsack, um in mein Tagebuch zu schreiben. Über meine dicke

europäische Wintermütze, die nur das Gesicht freiließ, hatte ich noch eine

mongolische Pelzmütze und einen Filzhut gezogen, auf dem Körper trug ich

übereinander zwei langhaarige Pelzmäntel.

Unser heutiges Essen war immer noch nicht fertig geworden. Aber es begann

doch endlich leise in unserem Kessel zu kochen. Der Wind, der im Zeltinneren

noch so heftig war, daß er den gesammelten Dunghaufen zu einem großen Feuer

anfachen konnte, sorgte damit zugleich für eine ausgiebige Beleuchtung. Ma-

gische Lichter und Schatten huschten über die weißen Zeltwände, wenn diese

bei der wechselnden Windstärke sich hoben und senkten. Wegen des Sturm-

windes mußte man sehr laut sprechen, um sich zu verstehen. Aber Tschang

und der Hsië dia, die auf der anderen Seite des Feuers saßen, hinderte das nicht;

sie überboten sich gegenseitig in grausigen Räubergeschichten. Jeder wollte

die größeren Fährnisse erlebt, jeder mehr als der andere an Tibetern und

Mohammedanern erschlagen und erschossen haben.

Später war der Hsië dia hinausgegangen. Die Pferde und Yak, die draußen

zwischen den Zelten angebunden standen, waren etwas unruhig geworden.

Als der Hsië dia längere Zeit nicht wieder kam, sandte ich zu seiner Unterstützung

noch meinen Diener Go. Der kam gleich wieder mit der Meldung, es sei alles

in bester Ordnung. Kaum saß er aber am Feuer und wärmte sich die erstarrten

Glieder, da girrte und heulte es wild rings um das Zelt. Dies war nicht nur der

Sturmwind. Ein ohrenzerreißendes Hi-i—i—u ! Tschi—i—u—u ! ein wildes

Juchzen und Fluchen schallte uns in die Ohren. Das Zelt begann zu wanken und

neigte sich. Schwert- und Säbelhiebe patschten und klatschten auf die dünnen

Tuchwände. Ein langer Spieß fuhr mitten durch das Zelt ; ich sehe noch Tschang

in dem zuckenden Licht unseres Feuers darnach haschen und sich rasch zu Boden

werfen, daß das Eisen ihm nicht mitten durch die Brust gehe. Zum Glück lag

meine Mauserpistole schon geladen und entsichert auf meinem Kopfkissen

neben mir. Ich war auch der nächste an der Zelttüre. Nur ein Griff, ein Sprung

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