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0321 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 321 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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1) Die Tu ren backen, wie die Mohammedaner von Lan tschou und Ho tschou, ein angesäuertes Brot in kleinen, runden kupfernen Formen. Sie mengen die Asche irgend einer Grasart, die sich bei Tsing yüan und bis hinauf nach Di dao findet und im Herbst in einer Art Meiler verbrannt wird, in den Brotteig. In ganz Westchina ißt

man sonst nur gedämpftes und ungesäuertes Brot.

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Brote 1), Eier, Mehl, die Köpfe der geschlachteten Schweine, die nach alter Sitte von der Gemeinde vor dem Götterbilde in dem Haupttempel des Messeplatzes aufgestellt werden, kümmern sich nur wenige, aber auf dem Platz, wo die Garküchen, die Verkaufsbuden für allerhand bunte Stoffe und Bänder errichtet sind und die Schnapsverkäufer und Tabakspfeifenvermieter sich aufhalten, und gar auf dem mehrere Morgen großen Wiesenplan, wo die Hasardspieler zusammenkommen, drängt sich das Volk in dichten Scharen (Tafel LVI). Zehn Tage lang wird auf einer chinesischen Bühne von einer gleichfalls chinesischen Schauspielertruppe vom frühen Morgen an bis spät in die Nachmittage hinein gespielt. Wie bei chinesischen Festlichkeiten sorgt die Tu ren-Gemeinde durch eine Umlage und durch größere, halbfreiwillige Beiträge der Wohlhabenderen für das Zustandekommen dieser Aufführungen, und der einzelne Zuschauer hat kein besonderes Eintrittsgeld mehr zu entrichten. Der Zuschauerraum ist auch gar nicht weiter abgetrennt von dem übrigen Meßplatz. Jeder kann kommen und gehen, wann und wie es ihm beliebt, kann ein Zelt, das ihn gegen die Sonnenstrahlen schützt, aufstellen, kann sich Stühle und Tische mitbringen; die Frauen der Bessersituierten, zumal die Chinesinnen, die zum Feste kommen, sehen von ihren Privatwagen aus zu, deren große Sonnendächer noch viel mehr von der Aussicht versperren als die größten Damenhüte auf einem europäischen Rennplatz. Die Bühne ist aus Ziegeln mit einem geschwungenen Dache gebaut, auf drei Seiten geschlossen und — alles ganz wie im eigentlichen China — in der unmittelbaren Nachbarschaft des Haupttempels gelegen, gleichsam ein Stück desselben. Die Bühne ist mit der Front gegen den Tempeleingang gerichtet, denn der Ostasiate ist der Ansicht, daß Theateraufführungen ganz besonders verdienstlich und den Göttern lieb seien, und daß darum die Bühne so zu legen sei, daß auch die Götter zusehen können. Denn wie in Tibet noch heute die Theateraufführungen einen Teil des Kultes bilden — wir sahen das im letzten Kapitel — so war es einst in China. Heute ist hier freilich die Zusammengehörigkeit mehr äußerlich. Das chinesische Theater kennt jetzt längst auch weltliche Stücke, hat Possen und Liebesspiele und begnügt sich keineswegs mehr bloß, wie die heutigen tibetischen Schauspiele, mit dem Vorführen scheußlicher Göttergestalten , die nach den Aussagen der Priesterschaft die Menschheit heimsuchen, wenn man sie nicht durch Geschenke und Abgaben

aller Art besänftigt.

Eine tibetische Inkarnation, eine alte, behäbig aussehende Heiligkeit mit einem runden Schmerbäuchlein aus einem unweit von Wei yüan bu gelegenen Kloster, fand gar nichts dahinter, tagelang vor dem Theater auf der offenen Festwiese zu sitzen. Kindlich lächelnd sah sie den lärmenden Aufführungen zu, schlürfte dazu eine Unmenge gesalzenen Tees aus massiv silbernen Gefäßen und empfing tibetische Messebesucher, die während der Vorstellung demütig auf den Knieen und mit dem Hut unter dem Arm zu ihr herangerutscht kamen, ihr den Mantelsaum küßten und dafür ihren Segen durch Handauflegen empfingen.