国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF グラフィック   日本語 English
0117 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 117 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

t:

1:.

,.

t

at

mittlerweile meine Diener in einem Gasthaus Quartier zu machen gesucht. Alle blieben fest verschlossen. „Wir brauchen keine anderen Götter, wir wollen keine Missionare in der Stadt!" „Europäer sind alle Christen und Missionare." Ich mußte zum Schluß in das Amtsgebäude des Präfekten flüchten. Der alte Herr verschaffte mir dann rasch Zutritt in ein Haus, ich blieb auch fortan ganz ungestört, nur daß am anderen Tag in stundenlangen Visiten von seiten der Kaufleute und Offiziere des Orts mit läppischen Fragen und Antworten viel Zeit verloren ging. Doch dies gehört zum Reisen in China.

Ning wu fu wie die Stadt So tschou, die ich eine Tagereise später erreichte,

waren heruntergekommene Nester. Alles lag in Trümmern, und doch, lange konnte es nicht her sein, daß auch hier Handel und Wandel geblüht hatte. Reste von stolzen Bauten sah man noch überall, aller Reichtum schien aber niedergebrochen zu sein. Man hätte glauben können, kurz hinter einer schweren Kriegszeit herzukommen. Kläglich, zum Erbarmen sahen die dicken plumpen Mauern und Stadttore aus, zerbrochen hingen die eisenbeschlagenen Türflügel

in den alten steinernen Angeln. Beim geringsten Regen lief bei den meisten Familien das Wasser durch das Ziegeldach. Neun Zehntel des Volkes schienen froh zu sein, wenn sie sich nur einigermaßen mit Hirse satt essen konnten. Das hat auch das Hungerjahr von 1878 gemacht').

Halbwegs zwischen Ning wu fu und So tschou 2) kam ich durch den inneren Zweig der großen Mauer, die ja im Norden von Schan si sich in zwei Teile teilt und also doppelt angelegt ist. Die Mauer folgt auch hier einem höheren Bergzuge und zieht ungefähr westöstlich. Die Gegend außerhalb ist wieder flacher, so daß dort vielfach Karren verkehren können. Alle Höhen dort draußen sind wieder dicht mit Löß eingedeckt.

Bei Yang fang kou , wo ich durch die Mauer kam (Tafel XXVII) , war einst ein ziemlich wichtiges Wassertor. Heute ist nicht mehr viel davon übrig geblieben. In einer Breite von 100 m hat der geröllreiche Bach schon vor Jahrzehnten die letzten Pfeiler des schwächlichen und widersinnigen Werkes samt der Hälfte des dahinter liegenden großen Lagers mit fortgerissen. Nur noch die Reste von zwei großen eisernen Rindern liegen unter dem Schutt des Geröllbettes. Es sollen aber einst neun 3) solcher Rinder gewesen sein, die je einen Pfeiler des Tores zu tragen hatten. Die Chinesen glaubten durch Bilder der ihnen heiligen Tiere die einzelnen Pfeiler am besten vor dem Anprall plötzlich hereinbrechender Hochwasser zu schützen. Die Mauer selbst, wie sie so scheinbar endlos über die Höhen hinzieht, macht auch in dieser Gegend einen imposanten Eindruck. Es ist eine richtige Mauer hier, nicht nur eine Kette von Türmen und Wachthäusern wie bei Schaleang. In kurzen Zwischenräumen, alle 70 m, springen massive Bastionen vor, und vorn wie hinten ist der massive gestampfte Lößrücken, soweit ich sah, von einem Ziegelmantel bekleidet. Auch der oben noch 4 m breite Wallgang

OS ist mit Ziegeln belegt und wo die Mauer steile Berghalden hinaufsteigt, bildet der Wallgang eine breite Treppe. Trotz des weit vorgeschrittenen Zerfalls macht aber das Bauwerk keinen sehr alten Eindruck. Dieser innere Zweig der Mauer stammt ja vielleicht ganz aus der Ming-Zeit. Außerhalb der Mauer fallen

¢   1) Ning wu fu sollte 800 „Türschwellen" haben, mit 3000 Familien.

  1. Auch Schoa (schwa) tschou genannt.

  2. Die Zahl 9 spielt in China oft eine besondere Rolle, es ist die heilige Zahl wie bei uns 7.

83

11i

4