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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0085 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 85 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Hu" hatte ich schon in Han tsch'eng hsien gehört, ja bis Tung kwan ting war, wenn auch nur vage, sein Ruf gedrungen. Hu da han galt als ein Räuberhauptmann, der vor nichts zurückschreckte. Unbegrenzter Mut, größte Verschlagenheit und natürlich Unverwundbarkeit wurden ihm nachgesagt. Und dieses Jahr hatte er es schon ganz besonders schlimm getrieben. Erst einen Tag vor meiner Ankunft hatte er noch acht Viehhändler aus Ho nan beraubt und einen davon totgeschossen. Überall hatte er seine Fühler und Spione. Die Zahl seiner Anhänger war nie sicher zu erfahren. Der Mandarin des Bezirks, d. h. der von Ki tschou, der auch von den Schiffern und Kohlenhändlern seinen Obolus bezieht, wagte nichts gegen ihn zu unternehmen. Was wollte er auch machen? Kaum hatte er einst 200 Tael auf „Hu da han's" Kopf ausgesetzt, als schon in einer der nächsten Nächte ein dicht neben seinem Amtsgebäude wohnender reicher Literat von dem Räuberhauptmann ermordet wurde. Wer mochte sich da noch an den Verwegenen herantrauen? Auf 4000 Unzen (Tael) war jetzt die Summe angewachsen, die in Sche kia tan für gelieferte Boote an die Schiffbauergilde ausbezahlt worden war und der Räuber wegen nicht heimgeschaff t werden konnte. Einige von den Leuten, die mit ihrem Geld bei Nacht über die Berge zu entwischen gedachten, waren trotz aller Vorsicht dem „langen Hu" und seinen Helfershelfern in die Hände gefallen. Was will man auch im Lößland auf Schleichwegen machen? Über die LöBschluchten gibt es nicht allzuviele Übergänge und sowie der Morgen graut, kann in den vegetationsarmen Tälern keiner mehr unbemerkt durchschlüpfen.

Sche kia tan selbst und die gutbewaffneten Brotherren von so vielen Arbeitern zu überfallen, wagte der „lange Hu" noch nicht. Auch die Bauern in ihren Lößhöhlen blieben von ihm unbelästigt, denn was besitzt ein chinesischer Lößbauer an Sachen, die des Stehlens und Raubens wert wären ! Der ist froh, wenn sein Getreidevorrat in seinen Körben und Steinzeugkrügen groß genug ist, daß er ihn und seine vielen hungrigen Mäuler über ein schlechtes Jahr hinüberbringt.

In Sche kia tan, in meinem Gasthaus, hielt die Schiffergilde bis zum frühen Morgen ihre Beratungen. Die Ansichten gingen sehr auseinander, ob man es

wagen könne, das Silber mit dem Fremden zu schicken. Wird der „lange Hu"

den passieren lassen, oder wird er auch vor ihm nicht zurückschrecken? Kalender und Zauberbücher wurden hervorgeholt, um diese schwierige Frage zu ent-

scheiden, ob es ein glückbringender Tag sei, an dem ich reise. Als aber meine

Diener in der Morgendämmerung zu satteln begannen, hatten sich doch sechzig Mann entschlossen, mit mir heimzureisen. Einige Esel trugen ihr Silber und

Kupfer. Die meisten der Leute hatten ein kurzes Handschwert oder einen Spieß bei sich. Diejenigen, die Geld zu verteidigen hatten, hielten sich immer möglichst dicht an meine Person.

Erst folgten wir dem Flusse (Tafel XV), den alten Befestigungen entlang, dann , als an einer Ecke die Sandsteinwände direkt aus dem Wasser auf-

stiegen, führte der Weg in steilen kunstvollen Serpentinen an einem nahezu

senkrecht abfallenden Felsabsturz in die Höhe. Unter überhängenden Felsen gab es dort einige schmale und gefährliche Holzstege. An einer solchen

Stelle krachte plötzlich aus einer Höhle über uns ein Schuß, doch zum Glück ohne Schaden anzurichten. War das ein Signal gewesen, oder nur eine Probe auf unseren Mut? Ich vermute fast das letztere. Ein Teil der Schiffsleute wollte in der Tat umdrehen, ließ sich aber doch größtenteils beruhigen.

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