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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0400 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 400 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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annehmen und behauptet, die Beschwörung seines Krankheitserregers durch die Nonne habe ihm aufgeholfen. Der böse Geist der Krankheit sei ausgetrieben, er müsse jetzt nur erst wieder zu Kräften kommen. Er hat noch immer Fieber, auch läßt sich eine starke Herzerweiterung konstatieren. Er sieht allmählich beängstigend verfallen aus. Der früher dicke Geselle ist hohläugig geworden und zeigt eine aschfahle Hautfarbe, die scharf von dem bronzenen Teint der Gesunden absticht. Er mußte während der letzten Märsche auf sein Pferd gebunden werden, weil er sich selbst bei dem langsam schleichenden Schritte, mit dem die Karawane vorwärts marschierte, nicht mehr im Sattel halten konnte.

Beim Ga fo ying pan spielten auf der Felsterrasse rings um das Lager viele Dutzend Murmeltiere. Nie hörte ich hier ihr munteres Wit ! Wit ! Hier lag alles im Winterschlaf. Nirgends wollte sich Leben zeigen. Nur einmal flog ein gelbes Entenpaar glucksend durchs Tal. Es waren Reisende wie wir. Am 16. Mai entdeckte ich kurz vor Einbruch der Dämmerung am jenseitigen Hang in 1 km Entfernung einen Bären, den ersten auf dieser Reise. Er wälzte schwere Erdschollen, drehte Steine um und grub mit seinen eisenharten Krallen nach Mäusen, die noch ihren Winterschlaf hielten. Auch die süßen und stärkereichen Potentillawürzelchen verschmäht der tibetische Hochlandsbär nicht.

Am Abend des 17. Mai zeigten sich mir vier Tibeter zu Fuß in einiger Entfernung von unseren Zelten. Mit dem Glas erkannte ich, wie sie, ihre Flinten vor sich herschiebend, auf dem Bauche gegen uns ankrochen. Bis es ganz dunkel war, lagen sie noch uns gegenüber wie auf dem Anstand und rührten sich nicht. Waren es Späher einer Räuberbande? Ehe ich mich zur Ruhe legte, füllte ich alle Kleidertaschen mit Patronen und sah noch einmal den Mechanismus der Waffen nach.

18. Mai. Wider alles Erwarten ging die Nacht ruhig vorüber. Es war ein Doppelposten aufgestellt gewesen. Auch hatten wir ohne Ausnahme im Freien geschlafen. Bei —12 ° ist dies kein Spaß, vollends wenn alle Augenblicke ein Schauer von Eiskörnern über die Bergspitzen hereinbraust, daß man glauben möchte, man mache eine Polarexpedition. Ich selbst war ja noch einigermaßen dazu ausgerüstet, aber die meisten meiner Leute hatten außer ihrem Alltagspelz und ihrem Filzregenmantel nur eine dünne Felldecke zwischen sich und dem eisigen Erdboden. Am lästigsten empfand ich die starke Reifbildung auf dem Körper, sowie die Eisnadeln, die bei jeder Bewegung das Gesicht wund-kratzen wollten; auch waren die kalten, geladenen Schußwaffen keine molligen Bettkameraden. •

Wie gewöhnlich waren wir auch heute kurz nach sechs Uhr morgens im Sattel. Nach einem mühseligen Aufstieg überschritten wir in 4310 m Höhe einen gewaltigen Moränenwall, der über und über mit Tümpeln besät war und die große Längsfurche des Sarông-Tales in eine nach Nordwesten und eine nach Südosten abdachende Hälfte zerteilte. Ser yung gunka hieß diese Wasserscheide. Wir verfolgten die Talfurche weiter nach Südosten (Tafel LX IV) und kamen dadurch rasch in größere Tiefen. Bald fanden sich an unserem Wege verlassene Kochherde, Lagerplätze vom vergangenen Sommer. Niederes Weidengebüsch stellte sich bei 3900 m ein. Wir zogen jetzt auf ein großes und tiefes Tal zu, das sich von Westen hereinschob. Hinter diesem Tale aber, nach Süden, schweifte der Blick über eine riesige Alpenlandschaft. Zahllose langgestreckte Berggrate,

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