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0182 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 182 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Hsien zwei Pferde geliehen und Liu blieb mit meinen zwei ermatteten Tieren

gewissermaßen als Pfand zurück. Begleitet von einem Ma fu, einem Pferde-

knecht des Ya men, ritt ich nun aus der Stadt, aber es war mittlerweile bei-

nahe Mittag geworden. Die Spur, die meine Erkundigungen ergaben, führte

zuerst südlich, dann außen um die Stadt herum nach Norden. Zum Glück

gab es immer wieder Chinesen, die mir mit ziemlicher Bestimmtheit sagen

konnten, daß sie Leute, auf die meine Beschreibung paßte, gesehen hätten;

denn große Maultierhengste sind in jener Gegend eine ziemlich seltene Er-

scheinung. Wir ritten sehr scharf Galopp und Trab ; die beiden Postpferde

waren zwar schlecht, aber sie liefen wenigstens vorwärts. Gegen Abend konnten

wir die Pferde wechseln. Um 9 Uhr abends erklärte der Postreiter, sein Opium

rauchen zu müssen. Er war von diesem Genußmittel so abhängig, daß er sich

jetzt kaum mehr im Sattel halten konnte. Da ritt ich allein weiter in der Rich-

tung nach Sche tsui tse. Ich hatte mittlerweile erfahren, wo meine Karawane

die Nacht zuvor verbracht, und auch, daß Ma sich nach einer Fähre über den

Fluß erkundigt hatte, und so drängte ich mehr als je vorwärts. Ich befand

mich aber nicht auf der Hauptstraße, Dünen, Kanäle und unter Wasser gesetzte

Felder bereiteten mir in dieser Nacht neue Schwierigkeiten. Ehe der Mond

aufgegangen war, hatte es zu schneien begonnen. Langsam tappte das un-

sichere Pony mit mir vorwärts. Endlich, es war eben Morgen geworden, kam

ich in einen kleinen Ort. Dort sah ich jemand in einem Hofe Maultiere beladen

— es war Ma. Der kleine Mann zuckte zusammen, als ich so plötzlich mitten

im Hof erschien und ruhig meine Kisten inspizierte.

Dann aber begrüßte er mich mit den höflichsten Worten. Er hoffte, ich

würde mit ihm zufrieden sein, er habe auf meine Maultiere sehr acht gegeben,

aber leider den Rendezvousplatz nicht beizeiten erreichen können, der liege

doch in einer anderen Richtung und weiter weg, als er zuerst gehört habe. Mit

bewunderungswürdiger Frechheit suchte er den Diebstahlsversuch auf ein Miß-

verständnis hinauszuschieben und gab jetzt einen ungefähr ähnlich lautenden

Ort ganz im Norden bei San tau ho als Treffpunkt an.

Ich habe den Mann daraufhin auf der Stelle entlassen. Er hatte zudem

die letzten Monate das Opiumrauchen angefangen und ich wollte mit ihm nichts

mehr zu tun haben. Kurz darauf, am selben Morgen noch, trat ich den Rück-

weg an und sammelte wieder langsam meine Gesellschaft zusammen. Sonder-

barerweise fehlte vom Gepäck fast nichts. Ma hatte offenbar den anderen

Diener noch nicht auf seiner Seite gehabt, wollte noch Zeit gewinnen und ab-

warten, ob ich ihn wirklich finden würde. Wäre ich ihm nicht so rasch gefolgt,

so wäre ich sicher um „meine ganze Habe" gekommen. Ich hatte in den Kisten

auch alle meine Schecks auf die chinesischen Banken verwahrt gehabt. Davon

wußte aber Ma wohl nichts.

Ein paar Wochen später, in Lan tschou fu, erfuhr ich vom dortigen Nie tai,

daß Ma allerdings einst in seinem Ya men angestellt war, daß er aber wegen

verschiedener größerer Unterschleife bestraft und entlassen werden mußte.

Der Nie tai beglückwünschte mich noch zu dem guten Ausgang. „Er ist ein

schlechter Mensch," meinte der alte Herr, „wer konnte ihn dir nur anempfehlen?"

Zum Schluß stellte es sich noch heraus, daß sein Patent, das seinen blauen Knopf

bestätigen sollte, gefälscht war. Er hatte gar nicht das Recht, einen solchen

zu tragen. Wäre deshalb Ma nicht wieder von seiner Heimat geflohen, so wäre

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