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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0160 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 160 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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stand ich am westlichen Rand dieses riesigen Schollenlandes der Ordos und von Schen si, in dem ich nun monatelang herumgereist war. Mit Spannung erwartete

ich jetzt die äußersten Ausläufer der großen zentralasiatischen Faltengebirge. Meine Geduld wurde aber noch auf eine harte Probe gestellt. Es gab auch westlich von Lo schan lange einförmige Ritte in breiten, von Löß und Geröll tief verschütteten Tälern. Nur an wenigen Stellen sahen die Felsschichten aus der dichten Decke hervor und dann erschienen sie wild zerworfen in Schollen und Schuppen, die zunächst noch nicht immer erkennen ließen, daß sie zum WNW bis OSO streichenden Kuen lun-System gehören.

Fast nichts ist angebaut und in den winzigen Dorfschaften gab es nichts zu kaufen. Endlich traf ich in einem dieser breiten, menschenleeren Steppentäler auf die südnördlich laufende Straße und den Telegraph von Ku yuantschou nach Ning hsia fu, d. h. vom zentralgelegenen Sitz des Generalissimus von Schen kan (Schen si und Kan su) nach einer der mandschurischen Gar-

nisonen.

Ich reiste nun wieder nach Norden und kam dabei am Tiä kin schan, einem auffallenden Bergzahn, vorbei. Von ihm erzählen die Umwohner, er habe früher Mi tan schan geheißen und aus einer seiner Felsritzen sei einst Hirse (mi) hervorgerieselt, so daß, wer dort vorbeigekommen sei, sich daran habe satt essen können. Eines Tags aber kam ein Steinhauergeselle des Wegs, dem war die Öffnung zu klein und die Hirse floß ihm allzu sachte. Er machte deshalb ein großes Loch in den Felsen. Da kam gleich gar nichts mehr aus dem Berg. Der Geselle hatte durch seine Gier den Berggott so sehr erzürnt, daß er den Menschen nichts mehr schenken wollte. Und dann hat man auch den Namen des Berges geändert.

Am 6. Oktober stand ich wieder am Ufer des Hoang ho und erreichte den Ort Ning ngan bu. Mit einem Schlage hatte die Gegend ein anderes Gepräge bekommen. Zahllose Bäume, Pappeln und Weiden, Birnen-, Pfirsichbäume und andere mehr standen um unzählige Häuschen und Höfchen, um Äcker und spiegelblanke Lehmtennen, auf denen eben mit steinernen achtkantigen Walzen die Körner ausgequetscht wurden, und auch Dreschflegel lustig und heimatlich erklangen. Kein Streifchen Landes blieb dort mehr ungenützt.

Ning ngan bu 1) ist eine Oase am Hoang ho und im Besitze eines sinnreichen Kanalsystems mit vielen Wehren und Schleusen. Von einem großen, weit ausholenden Hauptkanal aus kann alles Land zwischen dem Hoang ho und diesem Kanal berieselt werden und Tausende haben dadurch ein Heim erhalten. Haarscharf außerhalb des Kanalbereichs beginnt die Wüste. Und wo Wehr und Kanal durch ein sommerliches Hochwasser zerstört war, da lagen auch Lehmhäuser und Äcker wieder verlassen da. Die chinesischen Bauern hier sind selten imstande, aus eigener Kraft einen größeren Schaden wieder gut zu machen, obwohl die Berieselungsanlagen äußerst primitiver Art sind. Sie sind viel zu arm und leben zu sehr von der Hand in den Mund, als daß es ihnen möglich wäre, ihre Arbeitskraft den eigenen Feldern zu entziehen und der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, ohne daß sie sofort in drückendste materielle Not geraten. Auch scheint es an der Organisation, die einen Zusammenschluß der Arbeits-

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1) Allein die Oase Ning ngan bu soll eine Einwohnerzahl von 2000 Familien haben; jede Familie mit 6-7 Köpfen im Mittel.

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