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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0075 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 75 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Steht man dann oben auf den vorhin erwähnten Lößstufen im Norden von Tschau yi, so glaubt man in einer schwach welligen Ebene zu sein. Ringsumher sind Felder, auch Bäume und viele Dörfer zu sehen. Meist braucht man aber nur wenige Schritte weiterzugehen und eine tiefe und unübersteigbare Schlucht, ein Riß mit vertikalen Wänden öffnet sich plötzlich vor unseren Füßen, an Wildheit in Alpenländern seinesgleichen suchend. Ich fand in dieser Gegend erstaunlich viele große Dörfer mit stattlichen Häusern aus grauen Ziegeln 1) (Tafel XI). Über sorgfältig behauene, schwere blauschwarze Kalksteinschwellen gelangte man von den baumbepflanzten Dorfstraßen in die hintereinander folgenden Innenhöfe der hellgrauen Ziegelhäuser, die geradezu städtischeWohlhabenheit verrieten. Steinaffen und andere mythologische Figuren saßen auf schlanken Kalkpfeilern vor den Eingängen und dienten als Anbinde-pfähle für Rind und Pferd (Tafel XII). Viele Eisenrosetten, viele eiserne klassische Embleme waren an allen Wänden befestigt, und von den leicht geschwungenen grauen Ziegeldächern sahen üppig und gut erhalten tausend Tiere und Teufelchen, Hähne und Drachenköpfe herab, Zeugen einer seltsamen theologisch-philosophischen Gedankenwelt.

Trotzdem diese Distrikte von Tschau yi, Ho yang bis gegen Han tsch`eng auf Lößterrassen hoch über dem Hoang ho liegen und die Felder also nur auf Regenwirtschaft angewiesen sind, muß man sie reich nennen. Es fällt hier noch regelmäßig etwas Regen. Aber nirgends sieht man in den LöBschluchten laufendes Wasser. Mit großer Mühe legen sich die Chinesen aus gestampftem Lößlehm Sammelweiher für Regenwasser an, und ihre Dorfbrunnen reichen manchmal 50 m tief durch den Löß. Es gehört chinesische Geduld dazu, um daraus mit den einfachen Winden einen Kübel Wasser zutage zu fördern.

Seitdem hier im ersten Jahre des Kaisers Tong tsche, d. i. 1862, die Mohammedaner von Ping liang fu aus Kan su brandschatzend einfielen, so daß alle Bewohner auf das linke Hoang ho-Ufer nach der Provinz Schan si sich flüchten mußten, und dann zwei Jahre später ein Heer von Tschang mao tse 2) durchkam, konnte sich dieser Landstreifen am Hoang ho in Ruhe entwickeln. Selbst in den Hungerjahren von 1878 und 1900 hatten die Bauern hier noch leidliche Zeiten. Die Leute benahmen sich auch gegen mich gefällig und nicht sehr neugierig. Es ist aber dasselbe leicht rebellierende Volk, das zäh an seinen alten Rechten hängt. Als hier zwei Jahre nach meiner Durchreise die Pekinger Zentralregierung von den Grundbesitzern 100 Cash = 30 Pfennig mehr an Steuer für jeden Morgen Ackerland erheben lassen wollte, um sich dadurch die Mittel zu verschaffen, Volksschulen und auch die Eisenbahn von Ho nan fu nach Hsi ngan fu bauen zu können, da sammelten sich sogleich die Bauern und zogen in hellen Haufen und bewaffnet nach den Städten. Und sie setzten ihren Willen durch; die kaiserliche Regierung mußte nachgeben. Wohl fielen in der Präfektur Pu tschou fu und auch höher oben im Wei ho-Tale bei Föng

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  1. Die chinesischen Ziegel sind stets grau. Sie werden in kleinen runden zellenartigen Öfen gebrannt. Über die glühenden Steine wird Wasser gegossen, um durch rasche Abkühlung größere Härte zu erzielen. Dadurch wird gleichzeitig die graue Farbe hervorgerufen.

  2. D. i. Langhaarige = Tai ping-Rebellen. Die Anhänger von Hung hsiu tsch`üan lieBen alle Haare lang wachsen, wie in der vormandschurischen Zeit, und trugen nicht die mandschurische Zopftracht.

4 I.

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