国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0304 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 304 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

langen. Es sind eben keine Götter.' Unten auf dem Platzeingang hat man

nach dieser Tat zum ewigen Andenken den acht toten Hutukhtu acht Tschorten

errichtet, und jedes Jahr im Laufe des ersten Monates zerhackt Tschüs dyal

beim Tanzfest den Körper des grausamen und gottlosen Mien gung ye zur

Strafe für seine Verruchtheit" 1).

Am Tage darauf, am 15. ihres I. Monats, stellten die Mönche auf einem

freien Platz, draußen vor der Mauer des Tanzhofes, in großen Vierecken hohe

Masten auf, die mit farbigen Ehrenschirmen und mit vielen Wimpeln und

Gebetflaggen geschmückt waren. In den Tempeln sah ich an diesem Tage

auf einigen Altären kleine, aus Butter geknetete Buddhabilder und farbige

Butterblumen, die auf dreieckige Bretter aufgeklebt waren. Auch an diesem

Tage erhob sich wie an den Tagen zuvor am Vormittag ein stärkerer Westwind,

darum trompeteten die Mönche den ganzen Tag unausgesetzt von den flachen

Dächern ihrer Bethäuser, um den Windgöttern zu melden, daß sie dies Wehen

heute unterlassen müßten. Am Abend war es auch wirklich windstill. Es

mochten mittlerweile 20 000 Zuschauer zusammengeströmt sein, auch viele

Chinesen hatten sich nun eingefunden, zahlreiche Offiziere aus der Stadt; auch

die Frau des Ambans war erschienen, sowie der Kommissar der Lhasaregierung,

ein Tibeter, der für gewöhnlich in Dankar seinen Sitz hat.

Um 9 Uhr nachts wurde ich feierlich von den hei ho schang, den Polizei-

mönchen des Klosters, abgeholt. Voran einige Laternenträger, ging es von

meinem Haus aus einige Schritte aufwärts am Tempel der Medizinbuddha

vorbei. An der Wand des Du kang, gegenüber der großen Teeküche, fand ich

schon das erste Butterbild. Ein großer breiter Altar von Tischhöhe war dort

aufgestellt. Wie etwa ein Altarbild in unseren Kirchen erhob sich darauf hinten

eine 4 m hohe, dreieckige Holzwand. Auf dieser war in der Mitte als

Hochrelief ein fast lebensgroßes Buddhabild aus Butter zu sehen, und zwar

an dieser Stelle der kommende Buddha (sanskr. : Maitreya). Um die Figur

her waren Blumen angebracht, die alle wie der Buddha selbst aus Butter

modelliert waren, nirgends war auch nur ein Fleckchen von Butter frei geblieben.

Alles war bunt bemalt, vielfach vergoldet, und gab im Scheine der Hunderte

von Butterlampen, die auf dem Altar davor brannten, ein farbenprächtiges

Bild. Die Feinheit der Ausführung war erstaunlich. Schon dieses eine Bild

hatte weitaus meine Erwartungen übertroffen.

Weiter ging es von dort an zwei ähnlichen Butterbildern vorbei, die an

der Wand links und rechts vom Eingang des Du kang-Vorhofes standen. Schon

1) Der geschichtliche Untergrund dieser Erzählung ist mir unerfindlich, denn die Mandschuren haben sich stets sehr wohlwollend den Gelugba gegenüber gezeigt. Derselbe oder ein ähnlicher Tanz wird noch an vielen anderen Plätzen in Tibet um die Jahreswende aufgeführt und er ist natürlich viel älteren Datums als 1723. Es enthält das Fest Erinnerungen an vorbuddhistische Zeiten, als noch Menschenopfer den tibetischen Göttern dargebracht wurden, um ein gutes neues Jahr zu bekommen (s. Tafel LI). Namentlich in Sagen finden sich noch viele Züge, die auf früheren Kannibalismus oder mindestens auf Menschenopfer bei den Tibetern hindeuten und   t,
die sich in dieser symbolischen Zerstückelung eines Feindes des Buddhismus bis in die jüngsten Sekten erhalten haben. Meist wird angenommen, daß die zerhackte Menschenfigur gLangdarma, der letzte Großkönig von Tibet, (914 [908] —917) sei, der, weil er den Buddhismus wieder austilgen wollte, von einem Mönch Lha lung pal, der sich tanzend ihm näherte, erschossen wurde.

238