国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF グラフィック   日本語 English
0420 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 420 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

Kyang und gar die Wildyak, deren ich heute eine Herde von sechzig Stück begegnete, hier ihr Leben zu fristen vermögen.

  1.  Juni. Es schneite wieder den ganzen Tag und wir blieben im Lager 39. Ich lag zwar warm und trocken in meinem Zelt, aber ob der ewigen Regenrasttage in recht schlechter Stimmung. Über mir rieselte der nasse Schnee unablässig gegen das Zelttuch ; wie ein Gießbach klang auch das Geschnatter aus dem nahen Mannschaftszelt, wo sie an solchen Ruhetagen unendliches Garn spannen. Durch Schauermären von Räubern und Mördern machten sie sich gruseln und dann lief ihnen wieder das Wasser im Mund zusammen bei der Beschreibung leckerer Gerichte, von Trauben und Melonen, die sie sich im schönen China hatten schmecken lassen.

Wenn nur die Gegend nicht so trostlos wäre ! So weit man sieht, sind flache, verschlammte Terrainwellen. Wo ein Fleckchen aus dem nassen Schnee hervorschaut, zeigt der Boden nur ganz vereinzelte, kaum 3-4 cm lange Grasbüschelchen.

  1.  Juni. Der diesjährige Juni ist viel nasser als der vor zwei Jahren. Immer waten wir im Schlamm. Gegen Mittag überstiegen wir einen kleinen Sattel, von dem aus wir endlich in der Ferne im Norden einige Bergzacken zu Gesicht bekamen. Wie große, weiße Segel am Horizont des Meeres, so hoben sich vom tiefblauen Himmel einzelne weißleuchtende Spitzen am Horizont der welligen Ebene ab. Ist dies Prschewalskis „mächtiges Gebirgsmassiv mit ewigem Schnee"?

Es war ein Jagdtag erster Ordnung heute. Eine Antilope und einen Kyang erlegte meine Büchse während des Marsches. Aus einem Rudel Kyang von etwa hundert Stück hatte ich den Hengst auf 250 m durch das Gescheide geschossen. Weidwund trabte er noch kilometerweit, bis ihn meine Hunde in dem kräftigen Bache stellten. Vier Stuten begleiteten ihn und schienen nicht übel Lust zu haben, die Hunde mit ihren Hufen zu bearbeiten. Sie flüchteten erst mit unwilligem Schnauben und Grunzen, als wir Menschen dazukamen. Der Hengst war ein alter Kämpe, sein Fell wies unzählige Bißnarben auf. Han hatte ihn noch nicht geschächtet, da kreuzte vor uns die Ebene eine mächtige schwarze Schar. Es waren 80-100 Wildyak. Offenbar hatte sie mein Schuß aufgescheucht. Kurz darauf stellten wir die Zelte auf, und ich verfolgte mit Tsch` eng die Herde. Wir erreichten sie zwar nicht mehr, dafür stießen wir bei der Verfolgung auf ein aasfressendes Luchsweibchen, das nun noch zur Strecke gebracht wurde. Nicht weit davon sah ich einen Bären eifrig Mäuse graben. Während mein Mann den Luchs abdeckte, birschte ich auch noch den Bären an. Tot-müde von dem Fußmarsch in der dünnen Höhenluft kamen wir heim ins Lager. Ein großes Glück hatte ich heute : Da Tschang, der stets meinen Drilling schulterte, war — wie ich erst später erfuhr — mit dem Pferde kopfüber in einen Sumpf gestürzt und dabei war Schmutz in die Mündung des Kugellaufs gekommen. Beim ersten Schuß auf den Luchs explodierte der Lauf an der Mündung und ein Stück davon sauste hart an meinem Kopf vorbei. Der Drilling sieht nun bös mitgenommen aus. Der Kolben ist wegen eines Sprunges kunstgerecht mit Draht verbunden, der Kugellauf um 10 cm verkürzt und zerfetzt; der nächste Büchsenmacher aber wohnt in Kalkutta oder Schanghai !

  1.  Juni. Ein eiskalter Nordweststurm pfiff uns während des Marsches ins

330