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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0280 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 280 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Besonders die Frauen der verschiedenen Völkerschaften stellten ewig wechselnde Bilder. Die mongolischen Fürstinnen aus dem Osten erschienen mit schweren, den ganzen Kopf einhüllenden Hauben aus Gold, Silber und Korallen, mit reichgestickten Zopfbandtaschen, die breit und lang auf der Brust herabhingen, und trugen die verschiedenfarbigsten seidenen Gewänder. Die Mongolinnen der Umgebung und vom Kuku nor waren meist einfacher gekleidet. Sie trugen, wie überhaupt die Mehrzahl der ostmongolischen Frauen, ihr Haar in zwei dicken Zöpfen, die vorn vor den Ohren herabliefen, und je nach der Größe des Geldbeutels, nach dem Geschmack und der Geschicklichkeit ihrer Trägerinnen waren die schmalen und langen Taschen, in we]khe der untere Teil der Zöpfe gesteckt wurde, mit breiten Nähereien verziert.

Die Tibeterinnen tragen das Haar in vielen kleinen Zöpfchen geflochten. Deren Enden werden bald ohne allen Schmuck zu dichten gewebartigen Polstern verarbeitet, die über den Ohren zu sitzen kommen — so bei den einfachen Bäuerinnen aus dem Süden von Gum bum — bald hängen an den Zöpfchen auf dem Rücken lange, gepolsterte, bandartige Tuchstreifen herab, die gegen unten immer breiter werden und bis zu den Waden reichen. Die Frauen aus den Tälern südlich von Dankar tragen zwei solcher Streifen, auf die Korallen, Kaurimuscheln und silbergetriebene Platten aufgenäht sind. Die Banerfrauen vom Kuku nor haben drei breite Tuchstreifen, die unten durch ein breites, versteiftes Querstück auseinandergehalten werden. Sie haben rund gedrehte Muschelstücke, Korallen, Bernsteinknollen und vor allem halbkugelige Silberschalen von 10-12 cm Durchmesser mit getriebenen Arabesken aufgenäht, je nach Reichtum zwei oder drei, j a bis zu zehn Stück. Wieder in einem anderen Tale werden massive, schwere Bronzestücke, in die Korallen eingelassen sind, oder Bernsteinstücke an die Zopfenden geknotet. In einem Tale östlich von Gum bum werden 20 cm breite und dickgepolsterte rote Tuchstreifen getragen, auf die ein bis zwei Dutzend glattgeschliffene Austernschalen genäht werden.

Jede Gemeinde, jedes Tal hat seine eigene Mode. Es ist schwer, ja vielleicht unmöglich, einen Eingeborenen zu finden, der alle die Stammesnamen kennt, die da bei dem Tempelfest in ihrer Nationaltracht zusammenströmen. Für gewöhnlich werden diese Trachten nicht angelegt. Reist man zu Alltagszeiten durch Tibet, so bekommt man nicht viel davon zu sehen. Nur bei den zeltbewohnenden Nomaden, die keinen sicheren Aufbewahrungsplatz haben, wird der Schmuck täglich getragen. Besonders bunt und voneinander verschieden sind die Trachten in den Tälern Amdo's. In einigen Tälern werden zu dem Rückenschmuck noch reichgestickte Gürtel getragen, und hier wieder mit einem anderen Muster als drüben über dem Berg.

In der einen Gegend haben die Frauen Filzhüte, in der anderen hat diese -

wie mir scheint — „Neuheit" noch nicht Eingang gefunden. Man erscheint noch barhäuptig, zeigt sein volles blauschwarzes Haar mit dem gewichtigen Behang daran, so z. B. halten es alle Nomadenweiber. Zu der Kleidung, zu den weitärmligen Jacken und zu den langen kaftanartigen Röcken wird immer möglichst buntes Zeug, Rot, Gelb, Blau, in allen Nuancen verwendet. Kunstvoll wird jeder Saum bestickt und mit irgend einem Pelz, womöglich mit Otterfell verbrämt. Riesige Ohrringe müssen die Schönheit heben, Türkisen, echte Perlen, aber dazwischen auch viele bunte Glasperlen vollenden den gewünschten

Farbeneffekt.

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