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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0180 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 180 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Am 16. Oktober reiste ich von Fu ma fu ab. Es war auf der Hochfläche der

Gobi sehr winterlich. Als ich, der Fahrstraße folgend, über den von Westen, von der Wüste her kaum ansteigenden Randpaß südlich der nur auf eine Länge von etwa 80 km wirklich hohen Gipfelkette des Alaschan- Gebirges ritt, blies ein schneidender Wind, der bis auf die Knochen ging und mich ernstlich daran mahnte, daß es nun Zeit sei, Wintermäntel zu kaufen. Meine europäischen Kleider ließen mich die Kälte wie durch ein Spinngewebe empfinden. In dichtem Schneegestöber kam ich leider durch diese Berge, so daß ich nicht viel von der Umgebung sehen konnte.

Am Abend eines zweiten, sehr langen Tagesmarsches traf ich an dem Rendez-

vousplatz Da tsing kou tse ein, wo ich meiner Anordnung gemäß meine große Bagage zu finden hatte. Doch ich hatte die Rechnung ohne meine Kan su-Chinesen gemacht. Alles Suchen und Fragen in dem kleinen Orte, der nur aus einigen ärmlichen Gasthäusern bestand, half nichts : es war weder meine Karawane noch irgendeine Nachricht von ihr eingetroffen. Ein tödlicher Schreck befiel mich. Es war das erste Mal, daß ich es gewagt hatte, meinen Diener Ma für länger als einen Tag allein zu lassen. Ich hatte geglaubt, nach den vielen Monaten ihn so weit zu kennen, daß ich ihm ruhig meine Sachen anvertrauen könne. Er hatte den Rendezvousplatz selbst herausgesucht, es konnte also kein Irrtum vorliegen. Darum mußte etwas nicht in Ordnung sein. Eine schreckliche Ahnung blitzte in mir auf ; Ma war vielleicht mit all meinen Sachen durchgegangen! Ich hatte des lästigen Gewichtes wegen nicht viel Silber mitgenommen, hatte dann unterwegs mehr gebraucht, als ich erwartet hatte, und nur wenige Unzen noch in der Tasche, als ich in Da tsing kou tse ankam. Wenn nun mein Verdacht sich bestätigte, so konnte der mehrtägige Vorsprung nur durch größte Eile wieder hereingeholt werden.

Der Entschluß zur Verfolgung war rasch gefaßt. Ich mußte zu dem Zweck

meine kleine Gesellschaft noch einmal teilen, meinen Tumäd-Mongolen mit dem Packtier und einem anderen Pferd, die beide schon sowieso am Ende ihrer Kräfte angekommen waren, in dem Ort zurücklassen. Nur von Liu, dem Koch, begleitet ritt ich eilends in der Richtung auf Ning hsia zurück, von dem uns 70-80 Li trennen sollten. Es war Nacht, als wir aufsaßen und abritten. Ein eisiger Nordwind pfiff durch die Hoang ho-Ebene.

Bald waren wir durch die Steinwüste hindurch, die einen breiten Saum

am Fuß der Alaschan-Berge bildet. Ehe der Mond aufging, hatten wir die Dünenzone erreicht, die sich am Rand des bebauten und bewässerten Landes ausdehnt. Oft verloren wir den Weg. Zwischen den hohen Dünen war es schwer, in der Finsternis die Richtung beizubehalten. Endlich standen wir innerhalb der Kanäle. Da und dort kläffte uns eine Meute an, und wenn wir an Höfe kamen und riefen, um nach dem Weg zu fragen, so gab es außer rasendem Hunde-

gebell selten eine Antwort. Nie wurde aufgemacht. Das tut der Chinese bei Nacht aus Furcht vor Räubern und bösen Geistern höchst ungern. So kam es, daß wir erst um vier Uhr morgens zwischen den tiefen Kanälen hindurch den Weg nach Ning hsia gefunden hatten, und nun an eines der großen, eisenbeschlagenen Tore pochten. Auch hier erst keine Antwort, dann vielleicht zehnmal hintereinander ein undefinierbarer Laut eines verschlafenen Torwächters. Aber alles Rufen und Poltern half nichts, aufgemacht wurde an keinem der sechs Tore, höchstens, daß die Soldaten über die gestörte Nachtruhe schimpften.

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