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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0162 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 162 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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geleitet. Die beiden zweiflügligen, je 4 m breiten Schleusen waren zur Zeit meines Besuchs noch ganz neu, sie waren im Juli des Jahres zuvor dem Hochwasser zum Opfer gefallen. Daß sie oft weggerissen werden, darf freilich nicht wundernehmen. Eine schmale Kies- und Sandaufschüttung trennte die erste Strecke des Kanals von dem Hauptstrom und nur einige 15-20 m lange und 1 m im Durchmesser haltende Schläuche aus Hanfseilen, die mit Stroh und Sand gefüllt waren, hatten diese lockeren Massen zusammenzuhalten und gegen die gewaltige Kraft des Riesenflusses zu schützen.

Die Oase Kin tse pu hat im allgemeinen das gleiche Aussehen wie die von Ning ngan bu. Nur ein Unterschied fällt in die Augen : so ziemlich jede Familie, die es sich leisten kann, schützt sich und ihren Hof mit einer rechteckigen Umwallung aus gestampften Lehmmauern, die bis zu 7 m Höhe erreichen. Ein kleines Loch an einer der vier Seiten, knapp so hoch wie ein Mann, dient als Türöffnung, kaum daß ein Pony oder einer der kleinen Ochsen durchschlüpfen kann, und zahllose Steine zum Herabwerfen auf etwaige Angreifer liegen oben auf dem Mauerkranz bereit. Eine solche Burg, „bu tse" genannt, reiht sich in Kin tse pu an die andere.

Zwei Stunden lang war ich zwischen abgeernteten Reis- und Kornfeldern, über Brücken und Gräben durch die dicht besiedelte Oase geritten, als zwei besonders sorgfältig und groß angelegte Lehmburgen vor mir auftauchten, die dicht beieinander lagen und fast wie kleine Städte sich ausnahmen. Auch hier sah kein Turm, kein Hausdach aus dem Innern über die Umwallung heraus. Dies hätte j a das Föng schui, die geomantischen Einflüsse, stören und dadurch das Glück der Siedlung vernichten können.

In der südlichen Lehmburg wurde eben noch fleißig gearbeitet. Es wimmelte dort von Hunderten von Leuten, die Bäume zu Brettern zurechtsägten, den gelben Alluviallehm der Felder abgruben, ihn mit Strohhäcksel und Wasser kneteten, in kleine rechteckige Holzrähmchen stampften und dann diese dünnen Ziegel an der Sonne trocknen ließen. Daneben wurde exerziert und auf einer langen Reitbahn unter Aufsicht von Herren in Samt und Seide in voller Paßkarriere mit Musketen nach Scheiben geschossen. Die Umwallungen beider Lehmburgen waren bei meinem Besuch schon vollkommen fertig, nur im Innern der einen wurde noch weitergebaut. Es war mir eine Freude, einmal wieder etwas Sauberes, etwas Nichtzerstörtes zu sehen, alles war musterhaft in Ordnung gehalten und mit der größten Sorgfalt angelegt. Ohne Steilfeuergeschütze dürfte der Platz gar nicht so leicht zu nehmen sein, denn bekanntlich besitzt der Lößlehm auch gegen unsere modernen Geschosse eine sehr große Widerstandsfähigkeit (Tafel XXX).

Wer aber ist der Herr und Gebieter dieser stolzen Festen? — Wir standen hier plötzlich vor dem Ort, in den sich Tung fu hsiang, der große Boxerführer von 1900, zurückgezogen hatte. Auch er stand 1901 auf der schwarzen Liste und sollte zusammen mit den anderen Großen, die nach der Ansicht der Vertreter der europäischen Großmächte allzusehr gegen das Völkerrecht verstoßen, allzu barbarisch gehaust und allzuviel unschuldig Blut vergossen hatten, um einen Kopf kürzer gemacht werden. Aber als der Schützling der Kaiserin-Mutter entrann er diesem Schicksal, er durfte sich in seine Heimat zurückziehen und ging nicht einmal seines Ranges verlustig. Es hätte auch keiner gewagt, ihn anzutasten. Er lebte jetzt fernab von den bösen weißen Seeungeheuern im Schutze einer Leibwache und hatte sich die beiden Lehmschlösser angelegt

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