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0143 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 143 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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einer schmalen, wenig über 100 m breiten Lehmebene und einem Bachlauf, wo auch das letzte mögliche Streifchen mit Kartoffeln und Hirse angebaut war. Links und rechts am Rande dieser langen Ts`ing dschi tann genannten Oase standen wie ein Schutzwall zahllose Bäume und Sträucher, mit deren Hilfe die Chinesen das weitere Vordringen der dicht daneben steil und gleich bis zu 8 m Höhe aufsteigenden Sandmassen aufzuhalten suchen.

Lange ging es am Fuß der ersten Lößhöhen hin, die kahl oder nur von wenigen Gräsern und einigen Büschen bedeckt waren und die äußersten Signal-

türme trugen. Von den Höhen überblickte ich weit nach Westen im blaßgelben Licht einer späten Nachmittagssonne, unter einer unsicheren Staubatmosphäre, ein gelbrötliches Sandgelände, das aussah wie ein wild erregtes Meer. Am Fuß des Hügelzuges schloß es mit einigen großen Barchanen gleichsam wie mit einzelnen Brandungswellen scharf ab. Ohne Ende, im Dunst des Horizonts verschwindend, zogen sich die Sandhügel nach Westen und Südwesten. Manchmal tauchte noch auf einem der ungezählten Kämme und Rücken wie das Segel eines hilfsbedürftigen Schiff Leins ein Baum, eine Tamariske auf. Sonst verschwand alles Gelb in Gelb. „Scha wo", zu deutsch „Sandbett" oder „Sandnest", nennen die chinesischen Landleute solche Sandwüsten, weil die Sandmassen immer regional zwischen die Steppen eingeschoben und angehäuft sindl).

Diese Scha wo tse (Sandbettchen) haben hier noch ein besonderes Aus-

sehen: es ist Barchan neben Barchan. Kein Streifchen ist eben geblieben, es ist darum, als ob eine ungeheure dichtgedrängte Herde riesiger Pferde mit Hufen von einer Breite bis zu 20 m all diese Sandmassen tief zerstampft hätte und in wildem Galopp nach Westen gejagt wäre, hinaus aus der beengenden Mauer, die China so viele Jahrhunderte lang vor der Vernichtung durch die Tataren geschützt hat, die aber auch sprichwörtlich für den Kulturzustand des Landes geworden ist.

Endlich kamen die Türme der großen Mauer selbst zum Vorschein. In

schwach gekrümmten Windungen zieht sich diese hier in allgemein nordöstlicher Richtung bin. Um 1/26 Uhr abends ritt ich einen sandbedeckten Hügel hinauf, auf dem oben die Trümmer eines hohen und breiten, aus Ziegeln gemauerten Turmes standen (Tafel XXVIII). Das einstige Tor besteht nicht mehr. Auf lange Strecken ist die Mauer eingefallen, manchmal unter den Sandmassen begraben. Wo sie noch besteht, da bildet sie einen 5 m hohen Lehmwall, der manchmal mit Ziegeln geflickt ist und an dem alle 100 m etwa ein Backsteinturm vorspringt, der, wie es scheint, auch erst in späterer Zeit eingefügt worden ist. Hier hat sicherlich schon viele Jahrhunderte lang kein Mensch mehr daran gedacht, daß dieses Mauerwerk ein notwendiges Verteidigungswerk sei.

10 Li südsüdöstlich von der Mauer, der Richtung eines kleinen Flüßchens, dem Tou dau ho, folgend, erreicht man die Stadt Yü lin fu. Kein Äckerchen ist auf dieser Strecke zu entdecken, kaum ein Gräschen will auf den verhärteten, aus feinstem Material bestehenden Dünen keimen. Aber der doch im ganzen

') „scha mo", d. h. „Sandmeer" nennt die chinesische Literatensprache diese Wüsten. Ich selbst habe aber nie einen Chinesen in jenen Gegenden scha mo sagen hören, nur „han hai ", manchmal auch „gan hai ", das trockene Meer. Das war der bei den gewöhnlichen Chinesen gebräuchliche Kollektivname dafür.

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