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0366 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 366 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Meere, und dem abflußlosen Hochasien. Ich maß die Höhe mit 3420 m. Von Schara khoto beträgt die Entfernung dieses Passes nur 6 km und man steigt bis dorthin keine 300 m mehr.

Mit einem Male drang mein Blick in weite Fernen. China mit seinem Löß-staub, mit seinen beengenden Tälern, mit seinen reißenden Bächen und Strömen

lag hinter mir, war überwunden. Ich bin oben ! Ein glückseliges Gefühl durch-

rieselt meinen ganzen Körper und mit freudig erregtem Herzen sehe ich die Karawane langsam, Haufen um Haufen, über den PaB ziehen. Ich fühle mich am Höhepunkt meines Lebens angelangt. Mit dieser Schar mußte es mir gelingen, in die tiefsten Geheimnisse Tibets zu schauen. Ich konnte meiner inneren Bewegung nicht Herr werden. Ich mußte laut in den herrlichen sonnigen Morgen hineinj ubeln, so daß meine Tibeter sich erstaunt umsahen und glaubten, ich wolle den Paßgott anrufen.

Ich stand auf dem Dache der Welt, das von den Firnen Pamirs bis an meine

flache Wasserscheide herüberreicht. Die erste — wie die Tibeter sagen Yung" lag vor mir, eine riesige breite und flache Talwanne, hoch über der Waldgrenze, ohne jeden Busch und Baum, nur mit ein paar Haufendünen in der Mitte. In dem „Yung"-Tal ist der Wasserlauf Nebensache. Es sind Täler, die aus anderen Zeiten stammen, die von anderen Kräften als den heute wirkenden hervorgerufen worden sind. Und man konnte auch nicht sagen, ob die vor mir liegende Yung nach Nordwesten zum See Kuku nor oder nach Südosten abdache. Ich stand in einem Sattel WNW—OSO streichender Höhen; die

Yung-Fläche vor mir schnitten erst in weiter Ferne parallele Felshöhen ab.

Ich sah ein paar schneebedeckte Gipfel, aber in den Umrissen und Formen von Berg und Tal lag nichts Sensationelles. Das herrliche Licht jedoch, der Duft, die reine Sonnenpracht, die harten Kontraste, die pechschwarzen Felslinien und alle die kleinen, auffallend tiefdunklen Schatten, die neben dem kleinsten Gegenstand, neben jeder Wurzel, jedem Stein hervorstachen, riefen in dieser zuerst abschreckend einfachen Landschaft einen wunderbaren und einzigartigen Reiz hervor. Die Klarheit der trockenen Höhenluft war so groß, daß jegliches Maß verloren ging. Klein und unermeßlich zugleich erschien meine Umgebung.

Ich verließ auf dem Passe die große Handelsstraße, die die früheren euro-

päischen Reisenden verfolgt, die auch Filchner und ich zusammen eingeschlagen hatten. Ich hielt mich weiter links und ritt, ohne eine Wegspur zu haben, quer über das vor mir liegende Tal. Erst nach 12 km befand ich mich 100 m niederer als der PaB und erst dann stand ich an dem Rinnsal, das dieses riesige Längstal durchzog. Ich stieß auf ein winziges Bächlein und die Quellen des Ara gol, der in zahllosen Mäandern nach Nordwesten zum See abfloß. Ein Schritt und man war auf der anderen Seite drüben. Etwas links von meiner Route lag ein Sumpf, aus dem in derselben Yung nach Südosten ein Bach zum Hoang ho hinabrieselt. Die Höhe dieser Talwasserscheide über dem Niveau des Sees, über dem Kuku nor, ist gering. Würde der Seespiegel steigen — durch Feuchter-werden des Klimas — so könnte er leicht durch dieses Tal einen Abfluß zum Hoang ho erhalten und der heute salzige See würde wieder süß werden.

Wasserscheiden in der Längsachse langer Täler sind charakteristisch für das tibetische Hochland, und wie hier, so sah ich in Osttibet an noch vielen anderen Stellen die Quellbäche der nach China abfließenden Wasserläufe zuerst

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