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0020 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 20 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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und Tausende. Weil es arme Lohnarbeiter waren, j a, aber auch, weil halbnackt praktischer ist. Was die Leute an Kleidung anhatten, war wie überall im chinesischen Reiche aus indigoblauem Baumwollstoff. Und in dieser blau in blau gefärbten Menge gab es alle Augenblicke Streit. Auch alte Leute packten sich plötzlich wie rasend an den Zöpfen und zerrten sich gegenseitig in den Schmutz, als wären sie balgende Schuljungen und keine erwachsenen Männer. Es war bitterer Ernst jedesmal, eine Szene aus dem chinesischen Kampf ums Dasein. Immer handelte es sich um Geld, um ein paar Kupfercashstücke, um die sich der eine vom anderen betrogen glaubte. Und wo zwei sich Schaden antun, lacht auch in China der dritte. Rasch hatte sich allemal eine Korona gebildet, die aus vollem Halse jubelte. Nur der vornehme Chinese, der reiche Kaufmann, der stolze Literat, blieb ernst, wenn er durch den hellauflachenden Knäuel kam. In seinem Gesicht verzog sich keine Muskel. Es schien undenkbar, daß ihn ein derartiger Anblick, und wäre er noch so komisch, aus der Ruhe bringen könnte, wie das dem gewöhnlichen Volk widerfährt. Gleich Philosophen des klassischen Griechenlands schritten sie die Stufen herab. Eingedenk des Spruches ihres Lao tse und Confucius befolgten sie das „wu wei", das heißt „rühre dich nicht" ; willst du als ein Weiser gelten, so laß alle Dinge ruhig an dich herantreten, ohne dich zu rühren. Solche Bilder drängen sich in China immer und überall wieder vor die Augen. Kindliche, ungezogene Aufwallungen einer leicht erregbaren Leidenschaft wechseln mit Zügen des klassischsten Stoizismus.

Ich kam am ersten Reisetag, am 24. Februar 1905, nur bis zu den letzten Häusern von Hankow. Dort lagen wir schon früh still. „Es regnet !" sagten meine Bootsleute mit beruhigten Mienen und hockten dicht zusammengedrängt in der Küche, hinten über dem Steuer, um dem in ihren dünnen Baumwollkleidern freilich ganz besonders unangenehmen Guß zu entgehen.

Es war ein hübsches Hausboot (Tafel I), das ich diesmal gefunden hatte. Da ich mit drei bis fünf Wochen rechnen mußte, die ich, den Han-Fluß . aufwärts fahrend, auf ihm zu wohnen hatte, so hatte ich mich darin so gemütlich wie möglich eingerichtet. Es war eines jener ganz flach gehenden chinesischen Flußboote von etwa zehn Meter Länge, an dem kaum die Nägel und Klammern, die die Schiffsplanken zusammenhalten, aus Eisen sind, mit einem großen, viereckigen Segel, das durch viele horizontale Bambusstangen gespannt wird. Zwei Drittel vom Schiff bedeckte ein hoher, hausartiger Aufbau mit zahlreichen Glasfenstern. Eine tapezierte Holzwand trennte meine Wohnung von der über dem Steuer befindlichen Küche, die gleichzeitig die Wohnung des Schiffsherrn, des Lao ban, bildete, worin dieser mit seiner Frau und zwei Kindern jahraus, jahrein wohnt, und von der aus er unterwegs, über das Vorderhaus wegsehend, sein Fahrzeug regiert. Für mich war durch zwei hübsche holzgeschnitzte Zwischenwände ein Schlaf- und Wohnraum mit zierlichem, gleichfalls geschnitztem Tisch und mit vier Stühlen, sowie ein Raum für meine zwei Diener abgetrennt. Alles war hellbraun lackiert und machte einen sehr reinlichen Eindruck. Sogar der sonst nie fehlende Lärm schreiender Chinesenkinder fehlte, da der Junge meines Schiffsherrn schon zwölfjährig und die Tochter vierzehnjährig waren. Diese letztere hörte man nur manchmal abends leise wimmern, wenn ihre Mutter, der alten strengen Sitte folgend, ihr die Fußbinden straffer anzog, um das bekannte Schönheitsideal der chinesischen Frau zu schaffen.

Langsam nur ging es die ersten Tage vorwärts, denn der Han-Fluß strömt

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