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0385 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 385 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Es stellte sich heute heraus, daß die erste Bergreihe gar nicht hoch aus der Trümmerebene der „Tala" herausschaute. Dadurch war am Abend vorher die Täuschung entstanden, als steckten wir noch mitten in der wasserlosen Wüstenei.

Gegen Mittag ritt ich allein der Karawane weit voraus, nur zwei Hündinnen begleiteten mich. Längst kamen wiederum einzelne Tiere nicht mit, nur schleppend und taumelnd kroch auch der Rest noch vorwärts. Die Hälfte der Tiere ging leer. Ein großer Warenstapel war an einer Stelle unterwegs aufgeschichtet worden. Es mußte nun Wasser her oder eine Katastrophe trat ein, die alle meine Pläne zunichte machen konnte. Noch rechnete ich auf 12 km bis an den ersten Schnee; für die armen, müden Ochsen eine schier endlose Strecke — da sah ich plötzlich meine Hündinnen auf ein Loch losstürzen und wenige Augenblicke später schlürfte auch schon mein braves Rößlein in gierigen Zügen. Meine schlaue „Tschimo", die häßliche alte Hündin mit abgebrochenen Zähnen, die mir im Januar am Kuku nor „geschenkt" worden war, hatte das Wasser gefunden.

Ich verlor an diesem Marschtage zwei Yak, die von den Ts`anern stammten. Alle anderen Tiere erreichten — wenn auch teilweise erst spät in der Nacht -

die Wasserstelle. Die zwei verloren gegangenen Yakochsen mußten schon seit

einer Woche geschont werden. Sie hatten nacheinander einen Tibeterschädel, den ich zwischen den Dünen am Si ni ts`o gefunden hatte, auf ihrem Rücken

getragen. Es war dies die leichteste Last, die man sich denken kann. Meine

Mannschaft schwor jedoch darauf, daß es dieser Schädel oder vielmehr der „Gui", der Geist dieses Toten sei, der die beiden Tiere so sehr erschöpft und

schließlich umgebracht habe. Er hockte ihnen so schwer in den Nacken, daß sie hätten fallen müssen, selbst wenn sie die stärksten Stiere gewesen wären, so erklärten unter den höchsten Beteuerungen meine Mohammedaner sowohl wie meine Buddhisten.

Um die Karawane wieder einigermaßen frisch und munter zu bekommen, war ich gezwungen, an der Wasserstelle aufs neue zwei Rasttage einzulegen.

Davon ging ein Tag für das Abholen der zurückgelassenen Lasten verloren.

Ich brachte diese Zeit mit Jagen zu, um mir frisches Fleisch zu beschaffen. Außer den Tschiangrudeln gab es jedoch nicht sehr viele Lebewesen. Ich erlegte

nur ein paar Hasen und einige Steppenhühner. Die Tschiang waren äußerst vorsichtig. Sie sind sehr neugierige Tiere, sie mußten immer wissen, was die Maultiere und Ponys trieben , aber sie ließen mich Menschen nie näher als 400 m an sich herankommen. Das flache Gelände und die so gut wie gänzlich mangelnde Vegetation erleichterte ihre Wachsamkeit.

Am Nachmittag des zweiten Tages versiegte unser Wasserloch und weit und breit fanden wir kein anderes. Auch das Schneefeld hinten auf den Bergen,

auf das wir aus der Ferne zugesteuert hatten, war nun weggeschmolzen. Wir hatten bei der Durchquerung sichtlich Glück gehabt. Ich versäumte auch nicht, mein Glück den abergläubischen Leuten in gebührender Weise vorzuhalten, um etwaige noch übriggebliebene Zweifel wegen des Kranichschusses zu zerstreuen.

Am Fuß der südlichen Randkette und parallel mit dieser führt eine große Yakstraße. In einer wechselnden Breite von 6-10 m ist stundenweit bolz-geradeaus ein Naturweg ausgetreten, laufen zahllose Wegchen wie ein Bündel

 

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