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0415 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 415 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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von fast 1 m Höhe dehnte sich daneben aus. Die Weidenkätzchen hatten sich eben erst entwickelt. Gelbe und blaue Iris lugten auf kurzen Stengeln aus dem Boden. Wir blieben zwei Tage in dem Lager, zwei trübe, graue Regentage. Die Wolken verzogen sich nur, um düstereren Platz zu machen, die Hagel,

Schnee, Regenschauer — oft unter Donner und Blitz — entluden. Nur auf kurze Augenblicke enthüllte sich uns das prächtige Panorama, sahen wir im

Süden die strahlend weiße Gipfelmasse des heiligen Amne Matschen, um

1000 m Tausende von Schneehäuptern überragend, blinkte von weit im Westen der noch in eisige Fesseln geschlagene Spiegel des Tossun nor (mongol.), des

Buttersees, zu uns herüber. Dann war es so klar, daß ich mit meinem Zeiß eine Herde von wilden Yak, gegen sechzig Stück, in 111/2 km Entfernung genau verfolgen konnte.

Auf unserem nächsten Marsche erzählte mir Da Tschang eine seiner schlimmsten Erfahrungen in Tibet. Mit seiner tibetischen Frau und drei K`am-Tibetern war er vier Jahre zuvor von Hsi Hing fu nach IV am unterwegs. Am Merduch` ts`o vorbei, waren sie nach dem Platze Sum ndu gekommen. Wir sahen diesen Platz, die Mündung dreier Täler in die große Talebene des Tossun nor, 13 km im Südwesten von meinem Wege. Die Reisenden hatten neben ihren Reitpferden nur ein halbes Dutzend Packpferde und legten so täglich gegen 50 km zurück. In Sum ndu pfiff den Ahnungslosen mit einem Male eine Kugel an den Ohren vorbei. Rasch retirierten sie hinter eine nahe Sanddüne in ein Loch, von dem aus sie sich zu verteidigen dachten. Da Tschang's ganzes Hab und Gut trug sein Packpferd, aber die Verteidigung war aussichtslos. 120 Säkuch`Fan tse hatten sie umstellt und kreisten sie nun in ihrem Schlupfwinkel vollends ein.

Wenn es sich machen läßt, vermeiden Tibeter das Töten. Angst vor der Stammesrache, auch Furcht vor dem Geist des Getöteten, der seinem einstigen Besitz nachgeht, halten sie zurück. So ließ sich hier die Bande trotz ihrer erdrückenden Überzahl auf Verhandlungen ein. Da Tschang und seine Freunde durften schließlich auf fünf alten, dürren Rosinanten abziehen. Ihre eigenen Pferde, ihre Lasten, alle ihre guten Kleider blieben in den Händen der Räuber. Nur so viel Mehl hatten sie herausbekommen, daß es gerade bis zu den Horkurma-Fan tse, die damals drei Tagereisen weiter südlich am Hoang ho saßen, ausreichte. Dort mußten sie viele Wochen lang Vieh hüten, bis sie eine Karawane mitnahm.

Meine Karawane war nun im Bereich des Sees Tossun nor, den die Tibeter Dung re ts`o ner nennen. Antilopen- und Kyangrudel tummelten sich am Rande der großen Ebene, die sich von meinem Lager bis zum Tossun nor 20 km weit ausdehnte.

Wir kämpften am 13. Juni von sechs Uhr früh bis weit in den Nachmittag hinein mit dem Morast. Ich querte ein breites Tal, das in die Ebene des Tossun nor übergeht, und überstieg hierauf einen riesigen Moränenwall. So kam ich wieder zu dem Oberlauf des Tschürnông tschü. Das neue Lager lag auf einem ziemlich steilen, von Tümpeln und Blumen übersäten Naka-Feld. Weiter unten im Tal, noch näher am Tschürnông, konnten wir Herden und Zelte erkennen. Wir waren auch dort schon bemerkt worden, denn wenige Stunden nach unserer Ankunft umritten uns einzelne Reiterpaare auf der im Norden und Westen gelegenen Anhöhe. Wir rechneten damit, am folgenden Tage

 

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