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0138 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 138 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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worden. Nur die Bewohner waren verschieden, sie erschienen beinahe wie Fremde in diesen Räumen. Die Frauen hatten unverkrüppelte, große Füße,

die mir selber nach so vielen Monaten, in denen ich nur Chinesenfrauen gesehen hatte, recht sonderbar und komisch, ja geradezu häßlich vorkamen. Die Mongolinnen, auch die Frau des Ministers, zeigten sich bei meinem Besuch in ihren Alltagskleidern. Die Frau Minister trug nur wenige kirschgroße Korallen in ihrem blauschwarzen vollen Haar, das, in zwei Zöpfe geteilt, der Landessitte gemäß vor den Ohren herabhing. Auch ihre Zopfbänder, die als große Taschen, in die die Zopfenden gesteckt wurden, weiter über die Brust herab und unter dem Gürtel durch liefen, waren nicht sehr schön. Die Nähereien darauf sahen recht abgetragen aus. Leider war der Tutselaktsi nicb t zu Hause. Sein Major-domus, ein höherer Priester, wußte nicht recht, wie er sich bei der Vertretung seines Herrn mir gegenüber verhalten sollte, doch konnte ich mich über nichts beklagen. Die Bezahlung des Essens und Futters meiner fünfzehnköpfigen Gesellschaft wurde ausdrücklich nur als Geschenk angenommen, gefordert wurde gar nichts.

Das Haus beherbergte über ein Dutzend Lamapriester. Bis in die Nacht hinein war der scharf skandierte Trommelschlag des Gelugba-Kultes, die Begleitung zu den Rezitationen und Litaneien der gelben Lamasekte, zu hören.

Die Priester spielen auch bei den Ordos-Mongolen eine große, wenn nicht die größte Rolle. Als Priester und Angehöriger eines der vielen Klöster, die durch Stiftungen der Fürsten entstehen, wird der gemeine Mann frei. Vorher wird er als Höriger behandelt, besitzt nicht das Recht der Freizügigkeit und wird zu hohen Steuern herangezogen, muß seinem Fürsten oder Grafen im Fron die Herden besorgen und andere Dienste leisten. Darin liegt mit ein Grund, weshalb heute vielfach der dritte Teil der mongolischen Bevölkerung Priester ist. Wo die Mongolen mit den Chinesen zusammengestoßen sind, hat das spatzenartige Überhandnehmen der Chinesen dazu beigetragen, daß die Bevölkerung sich in die Beschaulichkeit des Klosterlebens zurückzieht und dem erschwerten Kampf ums Dasein ausweicht. Die natürliche Folge ist, daß die Mongolenbevölkerung rasch an Zahl abnimmt.

Die Chineseneinwanderung in das Land der 49 inneren Mongolenbanner und in die Ordos begann frühestens zu Ende des 18. Jahrhunderts. Arme Chinesen stellten den Mongolen in schön und gewandt gesetzten Worten vor, wie es weit praktischer für sie wäre, nur den Pachtherrn zu spielen; sie, die Chinesen, wollten ihnen dann so und so viel von der jährlichen Ernte abgeben; mittlerweile könnten sie ruhig beten oder Schnaps trinken, so viel und so lange sie nur wollten. Und jetzt sitzen in vielen Teilen der Ordos die chinesischen Pächter, die „man tse", zahlreicher als die mongolischen „Herren". Die Mongolen haben um ihretwillen selber seßhaft werden müssen. Durch die Schuld der Adeligen und Fürsten, die als Besitzer der besseren und anbaufähigen Ländereien die ersten Niederlassungen der Fremden zuließen, ist das Land für Nomaden zu eng geworden. Diejenigen, die im Gebiet der sieben Ordos-Banner noch im Zelt wohnen und damit ein paarmal im Jahr den Wohnplatz wechseln, sind selten geworden und werden von Jahr zu Jahr weniger. Das Gebiet des Dsassak von Tschunggar greift zwar nominell heute noch weit nach Osten und über das linke Ufer des Hoang ho hinüber, und endet erst an der großen Mauer bei Tsing schui ho ting. In seinem Gebiet aber, das freilich am

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